TRAIS LINGUAS – DREI SPRACHEN – TRE LINGUE

ÖSTERREICH/UNGARNS KAMPF UM’S STILFSERJOCH

Bis zum Jahre 1918 verlief quer zum Pass des Stilfserjochs die Grenze zwischen Italien und der österreichisch/ungarischen Doppelmonarchie. Eine Grenze, um welche während der Jahre 1915-1918 erbittert gekämpft wurde. Folgen Sie den heute noch auffindbaren Spuren dieser bewegten Zeit. Das Wegstück „Trais Linguas“ (drei Sprachen) soll Ihnen dabei die Sichtweise Österreich-Ungarns näherbringen.

In der näheren Umgebung der Dreisprachenspitze werden folgende Themen beleuchtet:

    • das Verteidigungsdispositiv Österreich/Ungarns;
    • die altösterreichischen Truppen im Kampfraum des Stilfserjochs;
    • der Krieg auf Gipfeln und Graten entlang der Ortlerfront;
    • die Unterkunfts- und Versorgungslage;
    • Grenz- und Neutralitätsverletzungen – die Rolle der Schweiz;
    • die Bedeutung der österreichischen Artillerie im Gebirgskrieg 15/18.

Ausgangs-  und Endpunkt: Stilfserjoch – Passhöhe (Zugang vom Pass Umbrail über schweizer Gebiet möglich)
Marschzeit: 2 ½ Stunden (ab Stilfserjoch)
Markierung: weiss-grün-rot
Anforderungen: leichter Spaziergang

STRECKENFÜHRUNG „TRAIS LINGUAS“

A: Ferdinandshöhe (Stilfserjoch) – B: Dreisprachenspitze – C: Hotel Dreisprachenspitze – D: Österreichisch-Ungarische Gedenktafel – E: Lempruchlager – F: Unteroffizersposten „Hungerburg“ – G: Artilleriestellungsraum „Goldsee“ – H: „Schweizergraben“ – I: Unteroffiziersposten „Frohburg“ – K: Saumweg zum Pass Umbrail

EINE WEGBESCHREIBUNG AUS MILITÄRHISTORISCHER SICHT

Eine ausführliche Beschreibung der Wegstrecke ist dem Wanderführer „Der militärhistorische Wanderweg Stelvio-Umbrail“ ab Seite 55 zu entnehmen. Nachfolgende Ausführungen beleuchten Orte entlang des Weges und klären deren historische Bedeutung.

Das Stilfserjoch und sein Strassenbau

Ein Strassenbauwerk der Extraklasse! Erbaut innerhalb von sechs Jahren von 1820-1826 unter der Leitung des k.k. Bauadjunkten Carlo Donegani, der 1840 als Carl Donegani vom Stilfserberg in den österreichischen Adelsstand erhoben wurde. 48 Kehren auf der Nordostrampe (Prad im Südtirol) bzw 34 Haarnadelkurven unterbrochen von sechs Tunnels führen aus dem Veltlin (Bormio) auf den höchsten, befahrbaren Alpenpass. Die Stilfserjoch-Strasse zieht heute jährlich hundertausende von Fahrradenthusiasten und Motorradfreunde an, so dass während der Sommermonate auf dem 2757 m ü. M. liegenden Pass kaum ein freier Parkplatz zu finden ist. Soviel zu den Fakten, aber wie kam es überhaupt dazu, ein derart herausforderndes Strassenprojekt anzugehen?

Donegani
Carlo Donegani (1775 – 1845), Erbauer der Stilfserjochstrasse ( Bauzeit: 1820-1826) und der Strasse über den Splügenpass (Bauzeit: 1821-1823). Bild: Fondazione Donegani
Stilfserjochstrasse
Die Tiroler Rampe des Stilfserjochs, gesehen von der Payerhütte am Ortler. Bild: Wikipedia.

Als Heersstrasse immer wieder genutzt

Der Passverkehr über das Stilfserjoch war nie von überregionaler Bedeutung. Der Warenverkehr erfolgte über den 200 Meter tiefer liegenden – und objektiv weniger gefährlichen Pass Umbrail. Regionaler Warenaustausch zwischen dem Südtirol und dem Veltlin erfolgten aber dennoch regelmässig. Bereits zur Bronzezeit wurde dieser Übergang genutzt.

Zur Zeit der Römer führte ein Saumweg über Pass, der militärisch betrachtet von Bedeutung war. Der Übergang ermöglichte einen rasche Verlagerung von Truppen zum Schutz der Via Claudia Augusta, welche über den Reschenpass führte.

Die Wegführung erfolgte entlang der östlichen (orographisch linken) Talseite. Ab der Siedlung Stilfs führte der Pfad hoch zur Prader Alm und via heutige Furkelhütte (siehe „Kleinboden) entlang der Bergflanke zum Goldsee. Es ist davon auszugehen, dass der heutige Wanderweg in etwa der damaligen Route entsprach, welche als „Wormisionssteig“ oder auch als „Wormser Steig“ bekannt war. Worms war die deutsche Bezeichnung für Bormio und der Pass Umbrail hiess zur damaligen Zeit  „Wormser-Joch“.

Die Bedeutung des Übergangs darf aber nicht überbewertet werden. Lediglich dann, wenn Truppen verschoben werden wollten erinnerte man sich dieser Variante, so insbesondere während des Dreissigjährigen Kriegs. So zog 1633 ein mailändisches Heer mit 12’000 Soldaten und 1600 Pferden über den Pass, um dem österreichischen Erzherzog Leopold beizustehen. 1634 führte der Bruder des spanischen Königs  21’000 Soldaten ins Vinschgau.

Im Zuge des Risorgimento – der Einigung Italiens mit entsprechenden Befreiungskriegen gegen das habsburgische Kaiserreich – drängten sich erneut militärische Massnahmen auf. Die damals österreichischen Gebiete im Veneto und insbesondere in der Lombardei begehrten gegen die habsburgische Herrschaft auf und zur Wahrung von Ruhe und Ordnung drängte sich ihrerseits der Bau einer leistungsfähigen Heeresstrasse auf. Truppen sollten schnellstmöglich aus den österreichischen Kerngebieten nach Mailand verschoben werden können.

Zur Zeit dieser Aufstandbewegungen (1815-1870) waren drei österreichische Kaiser mit der Führung des Reichs betraut. Kaiser Franz I. (1804-1835), ihm folgte sein Sohn Ferdinand I. (1835-1848) und nach dem „europäischen Revolutionsjahr 1848“ dessen Neffe, der legendäre Franz Joseph I, (1848-1916).

Franz I Von Österreich
Franz I., Kaiser von Österreich und bis 1806 auch letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen veranlasste während seiner Regierungszeit Planung und Bau der Strasse über das Stilfserjoch. Die „Franzenshöhe“ auf 2193 Metern an der Passstrasse erinnert an seine Initiative.
Amerling Ferdinand I
Ferdinand I. folgte seinem Vater 1835 auf den Kaiserthron. Der anlässlich der Eröffnung 32 jährige Kronprinz wurde zum Namensgeber der „Ferdinandshöhe“ (Passhöhe des Stilfserjochs) und der nachmaligen Artilleriestellung auf dem Pass „Ferdinandsstellung“.

STILFSERJOCH ODER PASS UMBRAIL – EINE FRAGE DER NEUTRALITÄT

Wie bereits erwähnt, verlief der Warenverkehr hauptsächlich über den Pass Umbrail. Diese Route war ab Beginn des 19. Jahrhunderts mit Karren, nicht aber Fuhrwerken befahrbar. Auch diente er Truppen immer wieder zur Verlegung aus der Lombardei ins Tiroler Gebiet und umgekehrt. Ein Ausbau dieser Transitroute wäre wohl wesentlich weniger aufwendig gewesen, als der Bau einer neuen Strasse über das Stilfserjoch. Österreichischerseits wurden entsprechende Angebote unterbreitet, scheiterten aber an der Entscheidung des Wiener Kongresses 1815, der Schweiz eine Neutralität aufzuerlegen. Diese liess zwar einen grenzüberschreitenden Strassenbau zu, die Strecke aber zur Verlegung fremder Truppen zu nutzen, lag ausserhalb aller politisch interpretierbaren Möglichkeiten.

TOURISTISCHE ENTWICKLUNG

Der Bau der Strasse, aber auch der damalige Zeitgeist führte dazu, dass das Stilfserjoch auch zum Ausflugsziel für vermögende Leute wurde. Der Tourismus in den Alpen begann Fuss zu fassen und regelmässige Postkurse führten die Herrschaften auf und über die Alpenpässe. In rascher Folge wurden dann auch entsprechende Unterkunftsmöglichkeiten an möglichst schöner Aussichtslage gebaut und eine standesgemässe Bewirtung sichergestellt. Entlang der Passstrassen entstanden Gasthäuser oder gar grosse Hotels.

Das Stilfserjoch mit den Hotels „Ferdinandshöhe“ und „Dreisprachenspitze“. Im Bild links erkennbar, die italienische Strassenmeisterei an der Abzweigung zum Pass Umbrail. Quelle: Postkartenlexikon.de
Hotel Ferdinandshöhe
Ansicht der Stilfserjoch-Passhöhe vor dem Krieg. Im Vordergrund das Hotel Ferdinandshöhe. Quelle: Postkartenlexikon.de
Franzenshöhe
Das Hotel auf der Franzenshöhe. Quelle: Postkartenlexikon.de

Aufstieg entlang der Grenze

Der kurze Aufstieg vom Stilfserjoch auf die Dreisprachenspitze verläuft nach einer Spitzkehre im Südwesthang sehr bald einmal entlang jenes Grates über den bis 1919 die Grenze zwischen Österreich/Ungarn und Italien verbrieft war. Heute markiert dieser Grat die Grenze zwischen den beiden italienischen Provinzen Lombardei und Südtirol.

Auf dem Grat angelangt, bietet sich ein eindrücklicher Blick ins Trafoital mit den 22 Haarnadelkurven der Passstrasse zwischen der Franzens- und Ferdinandshöhe. Nur wenige Meter östlich der Grenzlinie erkennen wir Grundmauern welche zur österreichischen Verteidigungslinie entlang dieses Grenzgrates gehörten. Aus diesen, am Hinterhang liegenden Unterkünften wurden die Feuerstellungen auf der eigentlichen Grenze bezogen. Diese sind heute nur noch vereinzelt zu erkennen, verwirren doch verschiedene Wegspuren die im Verlauf der Jahre entstanden sind eine klare Zuordnung. Anhand nachfolgender Darstellung ist es aber möglich, diese ansatzweise zu verorten.

1. Ferdinandshöhe – 2. Haus Enzian (ehemalige italienische Finanzwache) – 3. Österreichische Unterkünfte am Hinterhang – 4. Österreichischer Maschinengewehrposten – 5. Hotel Dreisprachenspitze – 6. Der österreichische „Schweizergraben“ – 7. + 8. Österreichise Unterkünfte im Schutz der Schweizer Grenze. Darstellung: Accola nach dem Originalstellungsplan von Lempruch, Archiv: MUSEUM 14/18.
Die beiden Abbildungen zeigen den Mg-Posten (4) und den Blick von der Dreisprachenspitze auf die Passhöhe. Bilder: Sammlung Imboden, Archiv: MUSEUM 14/18.
Lempruch DSP2
Ausschnitt aus dem Origianlplan Lempruchs (siehe oben). Quelle: MUSEUM 14/18.
Der MG Posten DSP
Die Mg-Stellung, wie sie sich heute zeigt. Beachtenswert die damals verwendeten Materialien. Beton war auf österreichischer Seite Mangelware und wurde nur sehr spezifisch eingesetzt. Dazu gehörten Fundamente von Seilbahnen, Kochherde und exponierte Waffenstellungen. Ansonsten wurden nur Steine aus der unmittelbaren Gegend zum Mauerbau verwendet.

Der Ausgangspunkt auf der Dreisprachenspitze

Ein unbedeutender Geländepunkt auf  2843 m ü. M. mit drei sprachlich unterschiedlichen Bezeichnungen. Auf der Dreisprachenspitze – dem Piz da las trais Linguas wie sie romanisch bezeichnet wird oder eben der Cima Garibaldi findet sich einer der Angelpunkte der Auseinandersetzung während des Ersten Weltkriegs. Hier stand der gemeinsame Grenzstein Italiens, Österreich-Ungarns und der Schweiz. Dieser Grenzstein – er trägt die Nummer 1 – steht immer noch da. auf 2850 Metern über Meer. Seit dem Sommer 2014 hüten ihn drei Eisenfiguren und vermitteln den Besuchern die bedenkliche Geschichte, die sich hier vor über 100 Jahren ereignet hat.

Die Figurengruppe der drei Gebirgssoldaten auf der Dreisprachenspitze bei Sonnenaufgang im Sommer 2016. Links: die Figur eines italienischen Alpinos mit der typischen Feder auf seinem Hut; in der Mitte ein österreichischer Kaiserschütze mit Jägerhut und Federbusch; rechts der schweizer Infanterist mit Tschako und daraufsitzendem Pompon. Installation: Verein Stelvio-Umbrail 2014;  Bild: Daniel M.Sägesser, Archiv: MUSEUM 14/18.

Das Hotel Dreisprachenspitze

Das eindrückliche Gebäude auf dem Gipfel der Dreisprachenspitze gehörte der Familie Karner aus Prad. In deren Besitz war auch das dortige Hotel Post, in welchem das österreichische Brigadekommando ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die Baugeschichte des Hotels Dreisprachenspitze ist kaum dokumentiert, verschiedene, (zeitlich leider nicht  verlässlich zuzuordnende) Ansichten vermitteln aber den Hinweis, dass das Haus mehrere Um- und Anbauten erfuhr.

Wichtig zu wissen: das heutige Ristorante Garibaldi wurde in den 50iger-Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut und befindet sich nicht am identischen Standort mit dem Hotel der Kriegszeit. Die Grundmauern des Hotels sind aber gut erkennbar und befinden sich vollständig auf Schweizerboden.

Das Hotel Dreisprachenspitze vom Breitkamm aus gesehen, links Unterkunftshütten der Österreicher, im Hintergrund des Hotels der Gipfel des Kleinen Scorluzzo, links im Nebel die Naglerspitze. Quelle: Sammlung Imboden, Archiv: MUSEUM 14/18.

Nutzung als militärische Unterkunft

Nach der Mobilmachung im August 1914 beschlagnahmten schweizer Truppen das Hotel als Unterkunft für deren Grenzschutzdetachemente. Die Nutzung des Gebäudes wurde mit der österreichischen Besitzerfamilie vertraglich geregelt. Mit Kriegsausbruch (1914 befand sich Österreich-Ungarn im Kriegszustand mit Serbien und Russland) war der touristische Reiseverkehr zusammengebrochen und reguläre Gäste waren im Haus ohnehin nicht mehr zu erwarten. Entsprechend dürfte die Nutzungsabsicht des nun leerstehenden Hauses durch die schweizer Soldaten bei der Familie Karner auf rasche Zustimmung gestossen sein.

Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Verteidigungsmassnahmen Österreich-Ungarns im Falle eines erwarten Kriegsausbruchs mit Italien vorsahen, einem italienischen Vorstoss erst im Tal entgegenzutreten und den eigentlichen Passübergang des Stilfserjochs kampflos preiszugeben. Für sie war das Haus militärisch entsprechend nicht relevant.

AV DSP
Antrittsverlesen des Grenzdetachements auf der Terrasse vor dem Hotel; Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18
Schildwache
Ein Beobachtergruppe protokolliert Aktivitäten der Kriegsparteien auf der Terasse des Hotels. Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18
Vsg DSP
Ein Detachement auf dem Weg zur Versorgung der Truppen auf der Dreisprachenspitze. Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18
Küche DSP
Die Küchenmanschaft auf der Dreisprachenspitze. Wasser war auch hier Mangelware und musste mühsam und aufwendig geschmolzen werden. Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18

der grenzverlauf

Die heute noch originalen Grenzsteine Nr. 1 und Nr. 2 standen unmittelbar südöstlich des Hotels, gewissermassen auf dessen Terrasse. Während die Nr. 1 den gemeinsamen Grenzpunkt dreier Länder markierte, indiziert die Nr. 2 den Grenzverlauf zum Breitkamm, also die Grenze zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.

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Der Grenzstein Nr. 1 heute, C.S steht für „Confederaziun svizra“, also „Schweizerische Eidgenossenschaft“ in rätoromanischer Sprache. Die Jahreszahl 1865 indiziert den Zeitpunkt der Vermessung bzw das Jahr der Setzung des Grenzsteins. „R.I.“ auf der Südseite steht für „Repubblica Italiana“. Dahinter liegend das Ristorante Garibaldi, benannt nach dem italienischen Freiheitskämpfer des Risorgimentos. Bild: Marcia Phillips, Pro Monstein, 2009.
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Der Grenzstein Nr. 2 und die Kennzeichnung eines vermeintlichen Triangulationspunktes zur Landesvermessung. Zu welchem Zeitpunkt diese Markierung auf die Dreisprachenspitze gelangte ist ungewiss. Für die Vermessung der Landesgrenze war dieser topographische Punkt von untergeordneter Bedeutung. Hinter den Nebelschwaden erkennbar: der dominierende Gipfel des Ortler. Bild: Marcia Phillips, Pro Monstein, 2009.

Die Nummerierung der Grenzsteine ist Schweizweit nicht fortlaufend durchgängig. Beim Grenzübergang Basel-Weil steht ebenfalls ein Grenzstein Nr. 1, auch im Tessin gibts einen und andererorts sicher auch. Nach welchem Regime diese Nummern vergeben wurden ist nicht offensichtlich. Auch wurde nicht jeder Stein mit einer eigenen Nummer bezeichnet. Grenzmarkierungen zwischen „eigenständigen Nummern“ bekamen dann eine alphabetische Zusatzbezeichnung, bspw 1A oder 12B. Die Nr. 1 war lediglich Ausgangspunkt einer Bezeichnungsreihe, welche dann aber fortlaufend und – das ist hier entscheidend – beidseitig erfolgte. In Nähe der Dreisprachenspitze gibt es also zwei Grenzsteine mit der Nr. 2 und zwei mit der Nr. 3 etc. Der Grenzstein Nr 7 entlang der ehemals österreichischen Grenze steht auf der Rötlspitze, jener entlang des italienischen Staatsgebiets nahe des Pass Umbrail, beim ehemaligen Unteroffiziersposten Nr. 7.

Grenzverlauf und Nummern der entsprechenden Markierungen im betroffenen Gebiet. Nach Nordosten schauend erkennt das (gesunde) Auge ab Stein Nr 1 die Grenzsteine Nr. 3 und besser noch die Nr. 4. Zum Nachvollzug der Grenzschutzsituation während der Kriegsjahre ist die Kenntnis dieser Linie bedeutend, ist der Grenzverlauf auf dem Breitkamm doch nicht so offensichtlich wie anderswo. Karte unter: map.geo.admin.ch.

Ruhe und Erholung im Schutz der neutralen Grenze

Alle noch erkennbaren Grundmauern rechts bzw. östlich dieser Grenzlinie sind österreichischen Ursprungs. Die unmittelbare Nähe zur neutralen Schweiz offenbarte den österreichischen Truppen die Möglichkeit, sich hier sicher und ungestört „anzusiedeln“, befand sich doch dieser Raum im direkten Hinterhang – was einen wirksamen Direktbeschuss der Italiener ausschloss. Geschosse der Artillerie konnten ihr Wirkung unweigerlich erst weit entfernt dieses Raums entfalten. Dies betraf insbesondere die italienischen Artilleriestellungen auf der Forcola und am Monte Braulio. Aber auch für die Artillerie auf dem Passo d’Ables stellte der Breitkamm ein sehr schwierig zu bekämpfendes Ziel dar. Gerieten Geschosse aus ersterem Stellungsraum nur wenige Meter zu kurz, explodierten diese auf schweizerischem Territorium, was einer Neutralitätsverletzung entsprach. Gerieten diese zu lange, landete sie irgendwo ohne Wirkung zu hinterlassen und verletzten die beidseits anerkannte Neutraltität der Schweiz ebenso. Gleiches galt für Feuer vom Passo d’Ables: wenige Meter links – Beschuss des neutralen Territoriums, wenige Meter zu weit rechts: Einschlag der Geschosse irgendwo in den Steilhängen des Breitkamms, aber sicher keine Wirkung in unmittelbarer Grenznähe.

Entsprechend empfahl es sich den Österreichern, sich hier in unmittelbarer Nähe des Hotels Dreisprachenspitze und der Grenzlinie „niederzulassen“ und Ruhe und Erholung von den Entbehrlichkeiten und Gefechtshandlungen an der eigentlichen Front zu finden.

Überbleibsel eins Kochherds auf dem Breitkamm bezeugen eine dauerhafte Anwesenheit österreichischer Truppen im Schutz der Schweizer Grenze.

Das österreichische Truppenlager auf der Dreisprachenspitze und nahe der Stellungen entlang der italienischen Grenzlinie hatte eine zweifache Bedeutung. Einerseits war es Rückzugsraum für jene Soldaten, welche die eingangs beschiebene Frontlinie entlang des Grenzgrates zu besetzen hatten (siehe Abbildung oben). Andererseits bot der Standort aber auch Gelegenheit, den Standort mittels einer Seilbahn sicher zu erschliessen und logistische Leistungen zu gewährleisten. Entsprechend finden sich am Breitkamm nicht nur Überreste von Unterkunftshütten und mindestens einer Küche, sondern auch jene von Munitionsdepost, einer Sanitätshilfsstelle und die Überreste eines Fundaments der Verankerung einer Seilbahnstation.

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Der Sanitätsposten auf dem Breitkamm. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18
Unterstände Auf Der Dreisprachenspitze Bzw.Breitekamm, Im Hintergrund Eine Schweizer Abteilung Im Anmarsch, Aufgenommen Vom Breitekamm Aus
Die österreichischen Unterkünfte nahe der Grenze mit dem Hotel Dreisprachenspitze im Hintergrund. Bild: Sammlung Imboden, Archiv: MUSEUM 14/18

der kleine grenzverkehr

Die unmittelbare Nachbarschaft zu den schweizerischen Grenztruppen führte selbstredend zu einem häufigen Gedankenaustausch. Dazu kam ein reger Austausch an Lebensmitteln und Kriegsartefakte. Schweizer Schokolade wurde gegen österreichische „Souvenirs“ wie Blindgänger oder Tabakpfeifen ausgetauscht. Letztere wurden für die Schweizer Soldaten sogar eingens fabriziert.

Die Grenzsteine auf der Dreisprachenspitze wurden aber auch zum Begegnungspunkt der Generalität. Diverse Fotographien belegen entsprechende Treffen.

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Divisionär Schiessle und Oberst Bridler treffen sich auf der Dreisprachenspitze mit  Hauptmann Andreas Steiner, dem „Helden der Besetzung des Monte Scorluzzo“. Rechts im Bild, der Kommandant des Geb Inf Bat 76, Major Joseph Müller. Bild: Sammlung Müller, Archiv: MUSEUM 14/18
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Gedankenaustausch und Warenhandel im Rahmen des „kleinen Grenzverkehrs“. Österreichische- und Schweizersoldaten unterhalten sich beim Hotel Dreisprachenspitze über den Grenzzaun hinweg. Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18
Österreichische Offiziere treffen sich mit schweizer Kameraden am Standort der geographischen Orientierungstafel beim Hotel Dreisprachenspitze. Die runde, marmorne Tafel befindet sich heute auf der Terrasse des Ristorante Garibaldi. Bild: Österreichisches Staatsarchiv Wien, Digital: Archiv MUSEUM 14/18.

LOGISTISCHE HERAUSFORDERUNG

Seilbahnen: Nervenstränge der Versorgung

Die Versorgung der Gebirgssoldaten war bei allen Beteiligten von vordringlicher Bedeutung. „Ohne Mampf kein Kampf!“ Die alte Soldatenweisheit galt sowohl front- als auch grenzüberschreitend. Nebst Nahrungsmitteln stand aber auch Holz zur Befeuerung der spärlich vorhandenen Koch- und Heizmöglichkeiten in den Höhenstellungen auf der täglichen Bedarfsliste. Zusätzlich bedurfte es an Bauholz zur Errichtung neuer Stellungsbauten oder Unterhalt derjenigen und zu deren Verteidigung stand dann letztlich immer wieder „Munition“ auf dem Anforderungsschein.

Die Bereitstellung all dieser Güter im Tal war schon herausfordernd genug. In den letzten Kriegsjahren herrschte Mangel an allem. Die tägliche Versorgung der Frontstellungen bescherte den Logistikern zusätzliche, weit schwierigere Aufgaben.

Zur Versorgung der Höhenstellungen war die Verfügbarkeit von Transportseilbahnen unabdingbar.

Seilbahn Franzenshöhe DSS
Die Transportseilbahn von der Franzenshöhe ins Truppenlager auf der Dreisprachenspitze. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18
DSS Bergstation Lempruchlager
Die Bergstation der Seilbahn von der Franzenshöhe am Breitkamm. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18

Sowohl Italiener als auch Österreicher erstellten derartige Bahnen entlang der ganzen Front in grosser Zahl. Technische Kenntnisse zur Erstellung derartiger Anlagen waren bis Kriegsbeginn kaum vorhanden. Lediglich in Bayern bestanden sogenannte Stichbahnen zur Versorgung abgelegener Höfe und so war es das „Deutsche Alpenkorps“, welches das österreichische Heer mit entsprechendem Knowhow versah. Es ist davon auszugehen, dass auch Italien als ehemaliger „Mitstreiter im Dreibund“ von diesen Kenntnissen profitierte.

Die Schweiz verzichtete gänzlich auf den Einsatz von Transportseilbahnen. Der militärische Seilbahnbau in der Eidgenossenschaft sollte erst nach dem Ersten Weltkrieg einsetzen.

Übersicht der im Ortlergebiet bis Kriegsende erstellten Transportseilbahnen. Abbildung aus: Accola/Fuhrer, Stilfserjoch-Umbrail 1914-1918, Dokumentation, Militärgeschichte zum Anfassen, Au, 2000.

VERSORGUNG DER FRONT

Dreh- und Angelpunkt der Versorgung entlang der Ortlerfront war die Franzenshöhe. Bevor die vier Stichbahnen ab diesem Standort Güter in die Stellungen transportieren konnten, mussten benötigtes Material dorthin gelangen. Entsprechend lohnt sich ein Blick auf die voranliegenden Glieder einer filigranen Transportkette.

Güter aus dem Reichsgebiet gelangten per Eisenbahn über die Brennerlinie (Eröffnung 1867) oder das Pustertal (Eröffnung 1871) nach Bozen und weiter nach Meran, welches seit 1881 über einen entsprechenden Normalspuranschluss an die Brennerlinie verfügte. In Meran wurden die Güter auf Fahrzeuge der Schmalspurbahn durch den Vinschgau umgeladen, welche 1906 eröffnet wurde.

Nach weiteren 50 Bahnkilometern erreicht die Vinschgerbahn den kleinen Bahnhof von Spondinig, einen unscheinbaren Weiler am östlichen Rand der Gemeinde Schluderns. Hier wurde die Eisenbahnwagen entladen und die Güter zwischengelagert.

Spondinig, wenige Kilometer nordöstlich von Prad, an der Abzweigung der Stilfserjoch-Strasse liegend auf einer Postkartenansicht von 1905. Das Posthotel Hirsch wurde in diesem Jahr eröffnet und beherbergte während der Kriegsjahre das Etappenkommando und insbesondere das Lazarett. Am tiefsten Punkt des Horizonts erkennbar ist die Passhöhe des Stilfserjochs. Bild: Postkartenlexikon.de

DIE ETAPPE

Spondinig wurde im erweiterten Sinne als Etappe, als logistische Versorgungseinrichtung betrieben. Hier befanden sich die rückwärtigen Dienste wie Lazarett-, Tross-, Verwaltungs- und Instandsetzungseinheiten. Den Angehörigen des Trosses oblag dann der weitere Transport der Güter an die frontnahen Versorgungspunkte. Dazu wurden Lastwagen, insbesondere aber auch Fuhrwerke eingesetzt. Zu guter Letzt kamen dann noch Saumpferde, aber auch Hunde zum Transporteinsatz.

Muli Munitionskolonne
Eine Maultierkolonne beim Munitionstransport. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18
Hundetrain Mit Wagen Mueller
Mit Hundekarren gewährleisteter Holztransport. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18

SANITÄTSWESEN

Die Versorgung und spezifischen Behandlung kranker und verwundeter Soldaten oblag ebenfalls der Etappe. Die Bergung und der Transport der betroffenen Personen zu entsprechenden Einrichtungen allerdings war Aufgabe der Fronttruppe. Dazu verfügten die Einheiten über eine Sanitätspatrouille mit vier „Blessiertenträgern“.

Die Führungsebene ging davon aus, dass pro Einheit nach und während eines Gefechts etwa 10% des Bestandes von einer Verwundung betroffen sein würden. Davon rechnete man mit 25% toter Soldaten, 25% würden schwer verwundet sein und 50% würden Verletzungen erleiden, welche zu einer leichten Verwundung führten. Bei einem durchschnittlichen Einheitsbestand von 140 Mann sollten also 14 Soldaten von einer schweren Verletzung betroffen werden und über den sogenannten „Patientenweg“ geborgen werden.

Eine erste Versorgung erfolgte am Ort des Ereignisses durch Kameraden. Dazu verfügte jeder Soldat über ein „Verbandspäckchen“, welches derart assortiert war, dass Schuss- und Splitterwunden desinfisziert und verbunden werden konnten.

Soldaten Sanitätstransport Schlitten Eis
Blessiertenträger bergen einen Verwundeten unf führen ihn einem Hilfsplatz zu. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18
DSS Lempruchlager Sanitätsposten
Der Hilfsplatz auf der Dreisprachenspitze. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18

Darauf erfolgte der Transport durch die Blessiertenträger zur ersten, von einem Arzt betreuten Einrichtung, dem sogenannten „Hilfsplatz“. Ein derartiger wurde auch auf der Dreisprachenspitze betrieben, wo eine erste Triage nach Schwer- und Leichtverwundeten vorgenommen wurde. Letztere wurden an eine „Leichtverwundetenstation “ überwiesen. Je nach Genesungsverlauf wurden die Patienten entweder später direkt wieder der Truppe zugeführt oder nach einem Aufenthalt im „Feldmarodenhaus“ über deren weitere Verwendung entschieden.

Schwerverwunderte fanden Aufnahme auf dem „Verbandsplatz“ wo vergleichsweise die Massnahmen einer heutigen Notfallaufnahme und Intensivpflegestation in Spitälern ergriffen wurden. Chirurgische Eingriffe bis hin zu Amputationen standen auf der Aufgabenliste einer grossen Anzahl von Ärzten und Krankenschwestern. Die Standorte dieser Verbandsplätze im Verteidigungsrayon I lässt sich nicht abschliessend belegen. Möglicherweise wurde ein solcher in Prad installiert.

Überlebte der Betroffene den Eingriff, wurde er einem „Feldspital“ zugeführt, welches für den Ortlerabschnitt in in Spondinig betrieben wurde. Es ist denkbar, dass sich hier auch der „Verbandsplatz“ befand. Trauriges Indiz zu dieser Überlegung bietet die unmittelbare Nähe des „Kriegerfriedhofs“, die immer in Nähe der Verbandsplätze oder Felspitäler errichtet wurden.

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Krankenzimmer in einem Feldspital. Aus dem Spital in Spondinig finden sich kaum Abbildungen in brauchbarer Qualität. Symbolbild, Quelle: Süddeutsche Zeitung.
Soldatenfriedhof Spondinig
Der Heldenfriedhof bei Spondinig in den Kriegsjahren. Bild: Sammlung Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18
Literatur: Zum Sanitätswesen des Ersten Weltkriegs gibt es eine Vielzahl von Publikationen. Empfehlenswert: Lüchinger Stephan / Brunner Theodor „Verwundetentransport im Ersten Weltkrieg“, GMS Jahresschrift 2004.

das „lempruchlager“

Rund einen Kilometer nordöstlich des Gipfels der Dreisprachenspitze stossen wir auf verbliebene Grundmauern eines eindrücklichen Unterkunftskomplexes. Zu erkennen sind Grundrisse von Baracken, Kücheneinrichtungen und die betonierte Verankerung einer Seilbahnstation, über welche dieser Standort ab der Franzenshöhe versorgt wurde. Benannt wurden diese Einrichtungen nach dem zweiten Kommandanten des Verteidigungsrayons I, Oberst Moritz Erwin Freiherr von Lempruch – und fand als „Lempruchlager“ in Feldakten und der späteren Geschichtsschreibung Aufnahme.

Das „Lempruchlager“ in unmittelbarer Nähe der schweizerischen Landesgrenze auf einer Aufnahme der Nachrichtensektion der Schweizer Armee im Jahre 1917.Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18.

In Lempruchs Lager – und da sind die übrigen Einrichtungen entlang des Breitkamms einzuschliessen – fand sich nahezu alles, was sich das Soldaten- und insbesondere Offiziersherz wünschen konnte. Es gab eine Badestube, Quellen sprechen auch von einem „Casino mit der Möglichkeit, bewegte Bilder zu projezieren“, vor den Unterkunftshütten fanden sich „Kräutergärten“, dem leiblichen und gesundheitlichen Wohle wurde Rechnung getragen und erste Geschütze zur Fliegerabwehr stellten den Schutz gegen Angriffe aus der Luft sicher. Die lokale Stromversorgung sorgte für elektrisches Licht, Telefondrähte ermöglichten die Kommunikation mit den Frontstellungen und den Einrichtungen im Tal.

Von den Frontstellungen zurückkehrende Truppen sollten sich hier erholen können und das „Lempruchlager“  bot nahezu alle erwarteten Annehmlichkeiten. Dazu gehörte auch eine Kapelle, deren Grundrisse wir heute nicht mehr finden, deren Existenz aber auf Fotografien und künstlerischen Abbildungen dokumentiert ist.

Das Lempruchlager in einer Darstellung des schweizerischen Kirchenmalers Augustin Meinrad Bächtiger (* 12.5.1888 Mörschwil, † 4.5.1971 Gossau), Selbiger leistete Grenzschutzdienst im St. Galler Geb Füs Bat 82, welches im Januar 1917 auf dem Umbrail und der Dreisprachenspitze stationiert war.  Im Bild links erkennbar die Kapelle des Lempruchlagers. rechts der Standort des schweizerischen Unteroffizierspostens. Bild: Aus dem Besitz der Famile, Digitale Koipie im Archiv: MUSEUM 14/18.

MORITZ ERWIN FREIHERR VON LEMPRUCH

Wer sich mit dem Kriegsgeschehen entlang der Ortlerfront beschäftigt, begegnet immer wieder dem Namen „Lempruch“. Kapellen, Brücken, Strassen tragen seinen Namen und erinnern an den charistmatischen Kommandanten des Verteidigungsrayons I. Von Glurns, Prad, Stilfs und Taufers verliehene Ehrenbürgerschaften zeugen von seiner lokalen Verbundenheit mit der Bevölkerung.

Geboren wurde Lempruch am 23. April 1871 im Herzogtum Krain, dem heutigen Novo Mesto in Slowenien. Sein Vater (Anton) war Oberst der k.&k. Armee, von seiner Mutter (Alice) ist mit Ausnahme deren Lebensdaten wenig bekannt. Moritz war der dritte Sohn des Paares und wuchs wohlbehütet in den verschiedenen Garnisionsorten seines Vaters auf.

Nach erlangter Maturität (1887) beabsichtigte er ein Studium an einer technischen Hochschule anzutreten, sein Vater aber war der Meinung, dass Moritz Erwin „als Offizier dem Kaiser und dem Reiche zu dienen habe“.

Oberst Moritz Erwin Freiherr von Lempruch, „Portrait des Verfassers“, wie er das Bild in seinem Werk „Ortlerkämpfe – Der König der Deutschen Alpen und seine Helden“ selbst bezeichnet.
Oberst von Lempruch (Mitte), flankiert von seinen Frontkommandanten Kalal, Hyza, Molterer und Cassek (v.l.n.r); Bild aus: Lempruch, der König der Deutschen Alpen und seine Helden, Sammlung: Knoll, Archiv: MUSEUM 14/18.

Entsprechend besuchte er als „Zögling“ bis 1890 die drei Klassen der Genie-Abteilung an der K.k. Technischen Militärakademie an der Stiftgasse 2 in Wien und schloss diese mit durchschnittlichen Resultaten ab.

Das Zeugnis bescheinigt ihm eine „ziemlich rasche Auffassungsgabe, eine heitere, ehrliebende und charaktervolle Gemühtsbeschaffenheit sowie ein zuvorkommendes, sehr anständiges Benehmen.“

Mit 19 Jahren trat der frisch promovierte Leutnant des Eisenbahn- und Telegraphen-Regiments seine berufliche Laufbahn beim k.u.k. Heer an. Nebst der Verwendung im entsprechenden Regiment besuchte er mehrere Weiterbildungskurse – vornehmlich im genietechnischen Bereich. 1899 belegt ein Protokoll der Militärakademie die Ausbildung in nachfolgenden Fächern: Taktik, Strategie, Befestigungen, Artillerielehre, Militär-Geographie, Bautechnik, Elektrotechnik und Französisch.

Anschliessend wurde er dem Stab der Genie-Direktion in Trient zugeteilt, wo er zum Bau diverser Sperrstellungen im Fleimstal (Val di Fiemme) und am Passo di Rolle eingesetzt wurde.

1900 wird von Lempruch zum Hauptmann ernannt und 1908 zum Major im Geniestab empfohlen. Zwei Jahre später erfolgt die entsprechende Beförderung. Als Dienstorte nennen die Quellen neben Wien: Korneuburg, Trient, Theresienstadt, Krakau und weitere mehr.

Von 1910 bis 1913 unterrichtet er an der der Militärakademie in ingenieurstechnischen Fächern.

Zu Beginn des Krieges befasst er sich mit Sperranlagen in Tirol und versieht seinen Dienst als Oberstleutnant in der Geniedirektion Brixen. Von Dezember bis März 1915 unterstützt er den Bau von Befestigungsanlagen in Galizien, wo ihm beschieden wird, hier „in feindlichem Feuer“ gestanden zu haben.

Nach der italienischen Kriegserklärung kehrte er wieder nach Brixen zurück, erkrankte dort vorübergehend an der Ruhr und wurde am 1. September 1915 zum Oberst ernannt. Als solcher kommandierte er ab Oktober 1915 die Kampfgruppe auf der Hochfläche von Folgaria und wurde im März 1916, nach überraschendem Ableben des Oberst Abendorf als sein Nachfolger zum Kommandanten des Verteidigungsabschnitts am Ortler ernannt.

Lempruch war seit 1905 mit Maria-Viktoria Gräfin Sizzo-Noris verheiratet. Zwei Kinder, die Tochter Maria-Alix (1906) und der Sohn Karl Heinrich (1907) entstammten dieser Verbindung. Ein weiterer Sohn (1917) entsprang einer unehelichen Beziehung zu seiner Haushälterin in Prad.

Nach dem Krieg liess sich die Famile von Lempruch in Innsbruck nieder, wo der im Oberst im Ruhestand seine Fronterinnerungen niederschrieb, die 1925 im reich bebilderten Werk „Der König der Deutschen Alpen und seine Helden – Ortlerkämpfe 1915/1918“ veröffentlicht wurden. Zwischenzeitlich wurde er zum Generalmajor ausser Dienst befördert, wohl  in Anerkennung seiner Leistungen und zur Erhöhung der Pensionsbeiträge. Andere Gründe lassen sich nicht belegen.

Seinen Lebensabend verbrachte der seit 1930 verwittwete Rentner im niederösterreichischen Wiedendorf (Heute Strass im Waldviertel). Am 19. Februar 1946 verschied er in seinem 75. Lebensjahr und wurde in Elsarn beigesetzt.

Literatur: In seiner Darstellung zu den Weltkriegsereignissen vermittelt Lempruch kaum Angaben zu seiner Person. Sein Werk wurde in erweiterter Form neu aufgelegt. Empfehlung: Heinz König: „Gedenke, O Wanderer…“: biographisches Mosaik über Ing. Moritz Erwin Freiherr vonLempruch Generalmajor a. D. Autonome Region Trentino–Südtirol, o. O. 2012 und  Helmut Golowitsch (Hrsg.): Ortlerkämpfe 1915–1918. Der König der Deutschen Alpen und seine Helden von Generalmajor Freiherrn von Lempruch ergänzt durch historische Beiträge, Buchdienst Südtirol, Nürnberg 2005.

die „goldseestellung“

Zwei Kilometer nordöstlich, nahezu auf gleicher Höhe der Dreisprachenspitze, finden sich die Überreste der einstigen Artilleriestellung „Goldsee“.

Unterstand der Artilleriebeobachter in der Stellung Goldsee. Bild: Archiv MUSEUM 14/18

Die Wahl dieses Standorts für Artilleriegeschütze und die zum Ausbau genutzten Materialien werfen Fragen auf. Die verbliebenen Gebäudereste schliessen auf eine solide Bauweise. Im Gegensatz zu den Einrichtungen entlang des Breitkamms wurde Beton verwendet und der ganze Komplex hinterlässt nicht den Eindruck einer provisorischen Einrichtung. Betrachten wir das ursprüngliche Verteidigungskonzept der K.u.k. Armee zur Abwehr eines italienischen Angriffs über das Stilfserjoch, wird vieles klar. Was sich hier finden lässt, wurde ca. 1912 erstellt und bildete den linken Flankenschutz der Festung Gomagoi. Weiterführende Informationen finden sich auf der Seite „Kleinboden“.

Bahnstation Goldsee01
Fundamente der Bergstation der Versorgungsseilbahn ab Franzenshöhe. Bild: Archiv MUSEUM 14/18.
Wirkungsraum Goldsee Scorluzzo02
Beobachtungs- und primärer Artilleriewirkungsraum ab der Goldseestellung. Im Zentrum die Passhöhe des Stilfserjochs und der Gipfel des Monte Scorluzzo.  Bild: Archiv  MUSEUM 14/18

Die Wirkung der hier stationierten Geschütze war vornehmlich in den ersten Kriegstagen von Bedeutung. Kanonen und Haubitzen unterstützten die waghalsige Aktion zur Besetzung des Monte Scorluzzo in deren Vorfeld erfolgreich.

eine denkmal mit besonderer geschichte

Wenige Meter von der Dreisprachenspitze entfernt, kurz vor dem Grenzstein Nr. 3 finden wir auf Schweizerboden drei Gedenktafeln besonderer Art. Die Inschrift der Marmorplatten erinnert an den „heldenhaften Kampf“ österreichisch-ungarischer Soldaten entlang der Ortlerfront in folgendem Wortlaut:

 

TREU BIS ZUM TODE

SEINEM KAISER UND APOSTOLISCHEN KÖNIG

SEINEM VATERLANDE UNS SEINER HEIMAT,

SEINER RUHMVOLLEN VORFAHREN WÜRDIG,

VERTEIDIGTE DAS IV. RESERVEBATAILLON DES UNGARISCHEN INF. REGTS. NR. 29

FREIHERR VON LOUDON

IN DEN KRIEGSJAHREN 1915, 1916, 1917 UND 1918

UNTER DEM KOMMANDO DES HAUPTMANN KALAL U. DES OBERSLTS. EDL VON KUNZE

DAS STILFSERJOCH

UND DIE VERSCHNEITEN, UNWIRTLICHEN, EISIGEN HÖHEN

VON DER DREISPRACHENSPITZE ÜBER DEN SCORLUZZO, DEN NAGLER

UND DEN KRYSTALLKAMM

RUHMVOLL UND OHNE EINEN SCHRITT ZU WEICHEN

GEGENÜBER EINEM TAPFEREN FEINDE IN MEHR ALS 40 GEFECHTEN.

SEIN GESEGNETER NAME BLEIBT FÜR IMMER VERBUNDEN MIT JENEN DER BERGE,

DIE STUMME ZEUGEN SEINES HELDENKAMPFES SIND:

SCORLUZZO, HOHE SCHNEID, TUKETTSPITZE, HINTERER MADATSCH U. KRYSTALLKAMM.

GEDENKE O WANDERER, DER DU HIER IN LICHTEREN ZEITEN VORBEIZIEHST

IN EHRFURCHT DERJENIGEN,

DIE, FERNE IHRER HEIMAT, TREU IN EISESSTÜRMEN, NOT UND TOD

DIES KLEINOD IN DER KRONE HABSBURGS SCHIRMTEN;

SIE JUBELTEN HIER AM 16. SEPTEMBER 1917 IHREM KAISER UND KÖNIG ZU,

DER SEINE TREUEN LANDESKINDER

UNTER FEINDLICHEN KANONENDONNER ZU BESUCHEN KAM.

DER WEISSE BERGTOD SOWIE DER TOD UNTER FEINDLICHER EINWIRKUNG HAT UNTER

DEN TREUEN SÖHNEN SÜDUNGARNS REICHE ERNTE GEHALTEN;

GOTT ABER NAHM SEINE HELDEN LIEBREICH UND GNÄDIG AUF.

ERRICHTET IM JAHR 1918

AUS SPENDEN DES TAPFEREN IV./29. RESERVEBATAILLONS

VON SEINEM RAYONSKOMMANDANTEN

OBERST FREIHERR VON LEMPRUCH

Mit Ausnahme der uns heute etwas gar altertümlich begegnenden Sprache scheint hier nichts aussergewönhlich zu sein – aber: warum steht dieses Denkmal in der Schweiz?

 

Die Tafeln aus Laaser Marmor auf dem Breitkamm. Links ein Diptychon mit den Namen von 44 Offiziere, mittig der oben wiedergegebene Text in deutscher Sprache, rechts davon die ungarische Fassung.  Am Kopf der beiden Texttafeln erkennt man die Krone Habsburgs (links) sowie die ungarische Stephanskrone. Aufnahme aus dem Jahr 2016, nach Abschluss der umfangreichen Restaurationsarbeiten des Vereins Stelvio-Umbrail 14/18.

Die Gedenktafeln befinden sich heute nicht mehr an deren originalem Standort. Auch entspricht die Anordnung nicht der ursprünglichen Aufstellung. Der genaue Zeitpunkt der Aufrichtung ist nicht bekannt, die Inschrift nennt das letzte Kriegsjahr (1918) als Errichtungsjahr. In den Tagebüchern finden sich aber weder Hinweise zur Veranlassung noch zur Form der Einweihung des Denkmals. Es ist aber davon auszugehen, dass dies im Rahmen einer Feldmesse in würdiger Form erfolgte.

7047 009 Ruine Stevio I CH Grenze 1928
Die Ruine des Hotels Dreisprachenspitze auf einer Aufnhame aus dem Jahr 1928. Gut erkennbar sind die Gedenktafeln an deren originalem Standort unterhalb des Grenzsteins Nr. 2. Bild: Archiv MUSEUM 14/18.
Gedenktafel DSP
Die originale Anordnung der Tafeln. Eine Aufnahme von Rudolf Zinggeler in den ersten Nachkriegsjahren, vermutlich 1919. Quelle: Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Zinggeler,  Archiv  MUSEUM 14/18

die geschichte hinter der geschichte

Im Zuge der tiefgreifenden Massnahmen zur Italianisierung Südtirols fiel das Denkmal einem Vandalenakt zum Opfer. Ob es sich um eine behördlich angeordnete Aktion oder um eine spontane Tat faschistischer Anhänger handelte, lässt sich nicht in Erfahrung bringen. Nach dem territorialen Zuschlag Südtirols an Italien (1919) eliminierte die Regierung alles Erkennbare, was an die Zeit der K.u.k Monarchie erinnerte. Doppeladler wurden von Amtsgebäuden demontiert, Inschriften übermalen … aber dies ist eine Geschichte nach der Geschichte und würde den Rahmen weiterer Ausführungen unweigerlich sprengen.

Wir wissen, dass im Juli 1953 eine Gruppe von Geschichtsstudenten der Universität Zürich anlässlich einer Studienreise unter Leitung des legendären Prof. Marcel Beck von einem schweizerischen Grenzwächter auf den Verblieb der Marmorfragmente hingewiesen wurde. Diese fanden sich unweit ihres ehemaligen Standorts am Abhang zur Stilfserjoch-Strasse und wurden durch die Gruppe in einer „Nacht- und Nebelaktion“ geborgen. Schweizer Grenzwachtbeamte des Postens Umbrail sollten in der Folge die Fragmente zu einem provisorisches Denkmal zusammenfügen. Der Standort dieser, die nächsten 20 Jahre überdauernde Erinnerungsstätte ist nicht bekannt und bedauerlicherweise finden sich auch keine fotographischen Belege.

Marcel Beck besuchte 1972 die Dreisprachenspitze ein weiteres Mal und entschloss sich, Massnahmen einzuleiten, welche „etwas zur vollständigen Rettung des Denkmals“ beitragen sollten.

Die Resturierung der Marmortafeln, bestehend aus 14 Bruchstücken und teils fehlenden Inschriftteilen erfolgte im Mamorwerk von Laas, ebenda wo die Originale 1918 angefertigt wurden. Der ursprüngliche Kopfteil des Dyptichons mit der Inschrift 1915-1916 F.J.I. (für Kaiser Franz Josef I.) und 1917-1919 K. (für Kaiser Karl) blieb verschollen und wurde nicht rekonstruiert. Finanziert wurde das Vorhaben erneut über Spenden: dieses mal vornehmlich über die Mitglieder der Offiziersgesellschaft des Kantons Graubünden und des Lions Clubs Val Müstair.

1976 sollten die Tafeln dann auf dem Breitkamm an deren heutigem Standort aufgerichtet werden. Der Sohn Kaiser Karls, Otto von Habsburg (1912 – 2011) und seine Mutter, die damals in Zizers lebende Kaiserin Zita (1898 – 1989) waren anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte zwar nicht zugegen; Dankesschreiben für deren moralische Unterstützung belegen aber die Dankbarkeit des Hauses Habsburg für diese Initiative.

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Restaurationsarbeiten 2015/2016 auf der Dreisprachenspitze. Bild: Archiv MUSEUM 14/18.
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Restaurationsarbeiten vor Ort – nicht immer bei bestem Wetter. Archiv  MUSEUM 14/18

Anlässlich des Zentenariums wurde die Festigkeit und Lesbarkeit der Marmortafeln wieder gewährleistet. Basierend auf ursprünglichen Dokumenten, wurde die Inschrift wieder mit schwarzer Farbe ausgelegt und präsentiert sich heute in bestens lesbarem Zustand.

Ein traumhafter Ort der Besinnung auf Vergangenes und Bevorstehendes. Im Hintergrund lins der Aufbau des Piz Umbrail.  Bild: Archiv MUSEUM 14/18.

der „schweizergraben“

Verlassen Sie die Dreisprachenspitze nicht, bevor Sie eine weitere Besonderheit in Augenschein genommen haben. Zu Füssen der Terassse des heutigen Ristorantes Garibaldi bzw wenige Meter nordöstlich davon erkennt man den Verlauf eines Schützengrabens, der von spezieller Bedeutung war. Für dessen Bezeichnung finden sich unterschiedliche Namen. Die Quellen belegen den „Schweizergraben“, die „Lebensversicherung“ aber auch den „Paradegraben“ als gängige Ortsbezeichnung.

Diese österreichische Verteidungsstellung verlief auf damals schon italienischem Boden exakt entlang dessen Grenze zur Schweiz. Exakt will hier heissen: Zwei Meter Abstand zum Grenzverlauf.

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Der österreichische Kampfgraben auf italienischem Boden. Der erkennbare Holzpfahl im Vordergrund (rechts) markiert den schweizerischen Grenzverlauf. Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18
Schweizergraben
 Beobachter im „Schweizergraben“. Quelle: Österreichisches Staatsarchiv Wien, Digital Archiv: MUSEUM 14/18

Dieser Graben bereitete den Italienern gewisse Sorgen, war doch die Bekämpfung des Gegners in dieser Stellung nahezu unmöglich. Jeglicher Beschuss hatte unweigerlich zur Folge, dass Geschosse oder Querschläger in der Schweiz zu Boden gingen, was einer Verletzung der beiderseits anerkannten Neutralität der Eidgenossenschaft gleich kam.

Schematische Darstellung der Grenzsituation auf der Dreisprachenspitze unter Beurteilung neutralitätsrechtlicher Auflagen. In Blau: Schweizerische Stützpunkte, in Grün: Österreichische Einrichtungen und Bewegungen, in Rot: Italienische Postitionen und Massnahmen. Neutralitätsrechtlich zulässige Handlungen werden mittels eines Korrekturzeichens ausgewiesen, Grenzverletzungen entsprechend durch ein „X“. Darstellung: Accola, in „100 Jahre Erster Weltkrieg“, Vortragsreihe 2014, Archiv MUSEUM 14/18.

Entsprechend intervenierten die Italiener gegen die Nutzung dieser österreichischen Einrichtung als Kampfgraben gegenüber dem Kommandanten der Schweizertruppen. Sollte der Gegner weiterhin das Feuergefecht aus dem „Schweizergraben“ aufnehmen, würde Italien unter Inkaufnahme einer Grenzverletzung die Stellung mit Artilleriefeuer belegen.

Die schweizer Offiziere antworteten pragmatisch: „dann werden wir uns von der Dreisprachenspitze zurückziehen und den Grenzschutz lediglich auf dem Pass Umbrail gewährleisten.“ Dies konnte nicht im Interesse Österreichs sein, garantierte die neutrale Schweiz doch den Schutz ihrer Unterkunftsanlagen auf dem Breitkamm.

Durch Vermittlung der Schweiz fand sich ein Kompromiss der besonderen Art: aus dem „Schweizergraben“ zu beobachten war zulässig, aus diesem das Feuer aufzunehmen hingegen nicht. Aus dem ursprünglichen Kampfgraben wurde nun ein Beobachtungsstandort und bald ein „Paradegraben“. Getroffene Vereinbarungen liessen darauf schliessen, dass mit dem Beschuss dieser Stellung nicht zu rechnen war. Wer sich also in den Graben begab, bewegte sich „auf der sicheren Seite“ und so nutzte die Generalität anlässlich deren Frontbesuche vornehmlich diesen Standort um „unter Kanonendonner“ die Truppe zu inspizieren. Die alternative Bezeichnung des Laufgrabens als „Lebensversicherung“ ist so nachvollziehbar.

Kaiser Karl (1887-1922) auf Besuch am 16. September 1917. Das Bild zeigt den Monarchen nach der Rückkehr seines Besuchs im „Paradegraben“, welcher in den Stellungen am Grenzkamm (Siehe dazu auch Abbildung „Aufstieg entlang der Grenze“ seinen Anschluss an das Stellungssystem hatte. Bild: Sammlung Knoll, Archiv MUSEUM 14/18.

der „militärweg“

Auch wenn die Namensgebung wenig attraktiv ist – lokal wird der schweizerische Versorgungsweg zur Dreisprachenspitze ab dem Pass Umbrail so bezeichnet. Im Idealfall konnten Saumkolonnen ab Umbrail-Mitte den Offiziersposten auf der Dreisprachenspitze mit Gütern versorgen; oft aber erfolgte der Transport unter grossem Aufwand „auf Schusters Rappen“.

16 Spitzkehren überwinden eine Höhendifferenz von nahezu 400 Metern entlang eines Pfades, der durch die Sappeurkompanie 6/3 im zweiten Kriegsjahr erstellt wurde. Entlang der Weges stossen wir auf zwei schweizerische Unteroffiziersposten – der „Frohburg“ nahe des Grenzsteins Nr. 3 und dem „Splitterheim“ beim Stein 6A.

Der „Militärweg“ vom Pass Umbrail auf die Dreisprachenspitze auf einer Aufnahme des Archäologischen Dienstes des Kantons Graubünden 2013. Im Rahmen einer Inventur von Bodendenkmälern wurde diese Wegführung erfasst und als historisch von Bedeutung klassierte Wegstrecke einem entsprechenden Erhaltungsprojekt zugeführt.  Bild: Archiv MUSEUM 14/18.

Stützmauern und Regenabschläge des „Militärweges“ sind derzeit in bedauernserregenden Zustand. Auch wenn ein Projekt zur Sanierung des Wanderwegs verfolgt wird, bedarf es doch der Sorgfalt. Insbesondere bitten wir die vielen Mountainbiker, welche diesen „Trail“ oft in Unwissenheit der historischen Bedeutung befahren, um Rücksicht.

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Die „Militärstrasse“ Umbrail-Dreisprachenspitze. Quelle: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18
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 Eine Saumkolonne nach Versorgung der Dreisprachenspitze auf der „Militärstrasse“. Bild: Bundesarchiv, Bestand E 27, Archiv: MUSEUM 14/18.
Das „Lempruchlager“ in heutigem Zusatnd. Bild: Archiv MUSEUM 14/18.
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