Woher wissen wir was damals war und entspricht dies auch wirklich der Wahrheit? Die Auswertung von Quellen, Aufzeichnungen, Legenden und Anekdoten bedarf des notwendigen Fingespitzengefühls.
Primärquellen gelten als zuverlässig. Unter diese Kategorie fallen die Truppentagebücher sowie heute noch verfügbare „Kriegsakten“ wie Befehle, Dienstvorschriften und Telegramme. Allen gemeinsam ist das Kriterium des „unmittelbaren Zeitpunkts“ – in Tagebüchern wurde abends festgehalten, was vorgefallen war und dies in Unkenntnis der später tradierten Wirkungsgeschichte – sowie der Umstand, dass diese Quellen grundsätzlich nicht in gedruckter Form vorliegen. Entsprechende Unterlagen finden sich in staatlichen Archiven, sind aber bedauerlicherweise oft lückenhaft. Der mangelnde Aktenrückschub von der Südwestfront ab Frühjahr 1917 zeugt vom Zerfall der ansonsten „durch-und durch-administrierten Monarchie Habsburgs“.
So ist ausgerechnet das Truppentagebuch des Sommers 1917 mit den Ereignissen rund um die Trafoier Eiswand im österreichischen Staatsarchiv unauffindbar.
Sekundäre Quellen sind differenzierter zu betrachten. Dabei handelt es sich um eine zusammenhängende, auf Primärquellen basierende, Darstellungen von Ereignissen, deren Wirkung auf dem Zeitstrahl zum Zeitpunkt der Publikation bekannt war. Aufzeichnungen von Kriegsteilnehmern – wie bspw. Lempruchs Werk, veröffentlicht 1925 – fallen unter diese Kategorie. Die Darstellung von Fakten und die auf Erinnerung oder auch Rechtfertigung basierenden Interpretationen bewegt sich im Bereich des zumindest teilweise „Anzweifelbaren“.
Darstellungen wiederum basieren auf Primär- und Sekundärquellen welche, wenn fundiert verfasst, andere möglichst gegnerische Quellen spiegeln und werten. Unter Verweis auf die entsprechend zititerten Quellen erheben diese meist den Anspruch, einer wissenschaftlichen Arbeit zu genügen und werden als Masterarbeit oder gar als Dissertation eingereicht und publiziert. Die Inhalte dieser Website fallen ebenfalls unter diese Kategorie …
Die Krux mit Bildern und Zahlen …
Zu Abbildungen muss man wissen: alle veröffentlichten Photos – und damit wohl auch der heute verfügbaren Originalbilder – unterlagen der Zensur. Freigegebene Bilder wurden zielgerichtet inszeniert – Abbildungen von gefallenen Soldaten sind dabei wohl den zensierenden Stellen entgangen, aber davon finden sich ganz wenige.
Wie bei Bildern haben auch Zahlen eine psychologisch wesentliche Beeinflussung des Lesers zur Folge: Italienische Quellen beziffern die Anzahl beteiligter Soldaten grundsätzlich anders, als dies die österreichischen Darstellungen tun. Heldenhafte Verteidigung wird dann als solche wahrgenommen, wenn sich Wenige gegen ein Vielzahl an Angreifern erfolgreich wehren; Angriffe entsprechend bei einer Anzahl Weniger gegen viele Verteidiger. Verglichsweise entspricht das dem Umstand, dass eine Fussballmanschaft nach drei Platzverweisen immer noch ein ehrenvolles Untentschieden erreichen konnte…