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Die Flagge Kanadas (1867-1931)
Die Flagge Australiens (1907-1942)
Die Flagge Neuseelands (1907-1947)
Die Flagge der südafrikanischen Union (1910-1034)
DIE DOMINIONS
Die Siedlerkolonien des britischen Empires (Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika) hatten schon vor 1914 des Status von Dominions erhalten, was Teil einer auf die volle Unabhängigkeit abzielende Verfassungsentwicklung war. Selbstbestimmung in innenpolitischen Angelegenheiten war Kanada bereits 1867, Australien 1901, Neuseeland 1907 und Südafrika 1910 zugestanden worden.
Quelle: Abschrift des Artikels «Streitkräfte (Dominions)» von Jeffrey Grey, (Übersetzung: Markus Pöhlmann) in Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Herausgeber: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz, Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2003.
1914 waren zwar alle durch die britische Kriegserklärung an Deutschland gebunden, da London damals weiterhin die Verteidigungs- und Aussenpolitik kontrollierte. Doch konnte London – wenn es zu den Absprachen der Imperial Conference von 1911 stehen wollte – von keinem der Dominions die Entsendung von Truppen verlangen. Tatsächlich meldeten sich in den ersten Jahren des Krieges Freiwillige in grosser Zahl, um für König und Empire zu kämpfen, so wie das die britische Regierung gehofft und erwartet hatte. In der unterschiedlichen Kriegserfahrung der Dominions, den Streitkräften, die sie aufstellten und in der Art wie diese organisiert und geführt wurden, spiegelte sich die jeweilige Geschichte dieser Länder wider, und sie alle sahen sich beim Unterhalt ihrer Truppen mit ganz spezifischen Problemen konfrontiert. Zwar hatten alle Länder Kontingente für den Krieg in Südafrika (1899-1902) entsandt, aber ansonsten unterschieden sich ihre militärischen Traditionen erheblich.
Die kanadischen Streitkräfte
Kanada, das älteste der Dominions, verfügte 1914 über ein dreigeteiltes Milizsystem bestehend aus den aktiven Verbänden (Permanent Force), der nicht ständig aufgebotenen Territorialmiliz (Non-Permanent Active Militia) und der Milizreserve (Reserve Militia), die dem Minister für das Milizwesen (Minister of Militia and Defence) unterstanden, der wiederum von einem Milizrat und dem Chef des Generalstabs beraten wurde.
Die aktive Truppe war zahlenmässig schwach, während den Milizreserven theoretisch alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren angehörten. Die Territorialmiliz umfasste 1914 59’000 Mann, ihr Auftrag war mit dem der britischen Territorial-Streitkraft vergleichbar. So durften ihre Angehörigen im Kriegsfall nicht in Übersee eingesetzt werden. Eine kanadische Marine existierte nicht.
Die Pläne zur Aufstellung des Expeditionskorps, die auf der bestehenden Struktur der Territorialmiliz aufbaute, wurden bei Kriegsausbruch durch die eigenwilligen Entscheidungen des Ministers für das Milizwesen, Brigadegeneral Sir Sam Hughes, über den Haufen geworfen. Für die Mobilmachung der Rekruten waren die Milizeinheiten selbst verantwortlich und die Einheiten wurden nach Provinzen aufgestellt. Früher geleisteter Militärdienst schien keine zwingende Voraussetzung für eine Einberufung gewesen zu sein, und die ersten Kontingente bestanden zum grossen Teil aus Männern, die weder Kanadier von Geburt waren noch seit längerem im Land gelebt hatten. Das Kontingent wurde als eine in vier Brigaden gegliederte Division gebildet, und bis zum Beginn der Verschiffung war die Ausbildung nur zu einem geringen Teil abgeschlossen. Die Truppe befand sich zudem unter Sollstärke und war auf Hughes‘ Anweisung mit dem in Kanada hergestellten Ross-Gewehr statt dem Lee-Enfield Kaliber 303 ausgerüstet, das bei den Briten und allen anderen Dominionskontigenten die Standardbewaffung darstellte.
Die kanadische 1. Division landete im Februar 1915 in Frankreich, gefolgt von einer Kavalleriebrigade. Die Art und Weise, wie die Überseeverbände aufgestellt wurden, war chaotische, und das änderte sich auch nicht, bis Hughes im November 1916 entlassen wurde. Die kanadische Regierung beschloss, 50’000 Mann als Reserve für die Canadian Expeditionary Force (CEF) in Kanada selbst zurückzuhalten, während hiervon unabhängige Ersatzbataillone aufgestellt und ausgebildet wurden. Dies führte dazu, dass geschlossene Einheiten von Kanada nach Grossbritannien verschifft wurden, nur um dann dort oft als Ersatz auf bereits bestehende Einheiten verteilt zu werden. So wurden zwischen 1914 und 1917 insgesamt 258 Bataillone aufgestellt, ohne dass diese Truppen je in der CEF gedient hätten.
Als die 2. Kanadische Division im Oktober 1915 Frankreich erreichte, wurden beide Verbände im kanadischen Korps zusammengefasst, das von einem britischen Offizier, Generalleutnant E.A.H. Alderson kommandiert wurde.
Die 3. Division wurden in der zweiten Jahreshälfte 1915 aus bereits bestehenden Einheiten in Grossbritannien gebildet und die 4. Division im April 1916. Überlegungen zur Bildung einer 5. Division wurden angestellt, doch wurden diese angesichts der hohen Verluste von 1916/1917 wieder verworfen. Die Entscheidung, die Stärke des Korps zu begrenzen, und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Oktober 1917 führten dazu, dass die Korps im letzten Kriegsjahr volle Sollstärke erreicht hatten. Für britische Verhältnisse bedeutete dies sogar Überstärke, da jede Brigade aus vier statt drei Bataillonen zusammengesetzt war. Probleme mit der Rekrutierung ergaben sich über die gesamte Kriegsdauer in den frankokanadischen Landesteilen.
Alderson wurde im April 1916 von Generalleutnant Sir Julian Byng abgelöst, und nach dem kanadischen Sieg bei Vimy (April 1917) folgte im Juni Generalleutnant Sir Arthur Currie, ein Kanadier. Byng strebte, wo immer dies möglich war, eine „Kanadaisierung“ des Korps an und befand sich damit in Übereinstimmung mit der kanadischen Regierung. Im Oktober 1916 schuf die Regierung in Ottawa den Posten eines Ministers für kanadische Überseetruppen, der sich in London einrichtete und dort die kanadischen Interessen vertreten sollte. Dieser Linie folgend widersetzte sich die kanadische Regierung hartnäckig jedem Versuch des britischen Oberkommandos, die Divisionen des kanadischen Korps auf unterschiedliche Sektoren der Front aufzuteilen, obgleich man hier während der Krise vom März 1918 Zugeständnisse machen musste. Die Entwicklung der motorisierten MG (Maschinengewehr)-Brigaden war ein bedeutender Beitrag der CEF zur Weiterentwicklung der Doktrin und der Taktik der Armeen des Empires. Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands zählte das kanadische Korps 98’000 Mann.
William Frederick Longstaff, Ghosts of Vimy Ridge, 1931
Der Einsatz und die damit verbundenen, hohen Verluste des Kanadischen Korps an der Westfront hat sich tief im kanadischen Selbsverständnis verankert. In die Geschichte eingegangene Schlachten wie jene um Arras (April 1917) mit dem Kampf um die Höhenzüge von Wimi (Vimy-Ridge) oder auch der selbstlose Einsatz im Kampf um Passendale (Passchendaele) oder die Höhe 70 (Battle of Hill 70) während der Dritten Flandernschlacht (November 1917) gehören zur kanadischen Identität. Das kanadische Nationaldenkmal, the Canadian National Vimy Memorial auf den Höhen von WImi, oben in einer künstlerischen Darstellung des Australiers Will Longstaff (1879-1953) abgebildet, zeugt von Stolz und Überzeugung, eine wesentlichen Beitrag zum abschliessenden Erfolg des Empires während des Ersten- und später auch während des Zweiten Weltkriegs geleistet zu haben.
„That Canadian national identity and nationhood were born out of the battle is an opinion that in the late twentieth century became widely held in military and general histories of Canada.“
Die Organisation der Canadian Expeditionary Force (CEF) als Korps des Britischen Expeditionskorps. Die fünf Divisionen wurden zeitlich gestaffelt aufgestellt und bestanden jeweils aus drei Brigaden. Die Divisionen (als Hauptkampfträger) zeichneten sich in Schlachten aus, die in der Militärgeschichte der Westfront ruhmvoll aufgenommen wurden. Die 5th Division war in Grossbritannien stationiert und wurde zu Ausbildungszwecken benutzt. Später wurde sie aufgelöst und zur Verstärkung der kämpfenden Truppen benutzt. Darstellung: Accola
Die kanadischen „Feldherrenköpfe“
Die Spitze der kanadischen Streitkräfte standen traditionell unter der Führung britischer Offiziere, die auch den Aufbau dieser Streitkräfte vorantrieben. Das Kanadische Expeditionskorps mit einem übergeordneten Stab wurde erst nach Aufstellung der 2. Kanadischen Division gegründet. Während der ersten Kriegsjahre war die Organisation stark durch den politisch zuständigen Minister, Sam Hughes geprägt. Das CEF wurde in der Folge von drei Offizieren kommandiert, denen allen gemeinsam war, dass sie zu Kriegsbeginn entweder eine Division oder zuvor eine Brigade kommandierten.
Sam Hughes – der Kriegsminister im Generalsrang
Sir Samuel Hughes KCB, PC (* 8. Januar 1853 in Clarington, Canada West [heute Ontario]; † 24. August 1921 in Lindsay, Ontario) war ein kanadischer Miliz-General und Politiker der Konservativen Partei, der von 1911 bis zu seiner Entlassung 1916 als kanadischer Minister für die Miliz und für Verteidigung im ersten Kabinett Borden amtierte.
Im Ersten Weltkrieg organisierte Hughes 1914 die Aufstellung des ersten Kontingents der Canadian Expeditionary Force, das noch im August in Valcartier versammelt wurde, und reiste persönlich nach England, um den designierten Kommandeur der CEF, den britischen General Edwin Alderson, zu treffen. Dabei installierte er zur Beobachtung Aldersons seinen engen Mitarbeiter John Wallace Carson in dessen Umgebung. Er griff durch persönliche Ernennungen tief in die Befehlsstruktur der CEF ein, was sich meist nicht vorteilhaft für die Truppe auswirken sollte. In Kanada verlief währenddessen die Rekrutierung von Freiwilligen kontinuierlich und vergleichsweise störungsfrei weiter, sodass bis Anfang 1916 ein Heer von 500.000 Mann entstand. Erst danach sank der Erfolg der Rekrutierungskampagne stark ab. Hughes war während des Krieges viel auf Reisen und hielt sich etwa ein Drittel der Zeit außer Landes auf. In Kanada besuchte er regelmäßig Ausbildungslager und trat bei öffentlichen Anlässen im ganzen Land auf. Bei einem Aufenthalt im Mutterland wurde ihm im August 1915 auf Empfehlung des damaligen Kolonialministers Andrew Bonar Law der KCB verliehen. Während Borden dies in Tagebuchaufzeichnungen als „wohlverdient“ bezeichnete, war die Realität wesentlich komplexer und im Urteil der meisten Historiker weniger günstig für Hughes. Zu den Problemen seines Ministeriums zählten:
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schlechte Ausrüstung der CEF, darunter das im Grabenkrieg unbrauchbare Ross-Gewehr (für das sich Hughes seit Jahren starkgemacht hatte)
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Skandale bei der Beschaffung von Ausrüstung, in die Hughes möglicherweise zum Teil selbst verwickelt war, die er aber zumindest durch seine Stellenbesetzungen verursacht hatte
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Probleme der Integration des kanadischen Kontingents in das britische Expeditionsheer und bei der Unterbringung der kanadischen Truppen in England
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deutliches Nachlassen des Schwungs der Rekrutierungskampagne Anfang 1916
Borden versuchte, durch Beschneidung von Hughes’ Kompetenzen und Einsetzung von Experten in wichtigen Bereichen wie der Beschaffung einigen der Probleme zu begegnen, aber als Hughes 1916 begann, eigenmächtig die Politik des Premiers zu hintertreiben, war auch dessen Geduld erschöpft. Er schuf im Oktober 1916 ein eigenes Ministry of Overseas Military Forces für die Belange der CEF unter der Leitung George Halsey Perleys und verlangte wenig später Hughes’ Rücktritt, der am 11. November 1916 erfolgte. Hughes’ Nachfolger wurde Albert Edward Kemp. Sir George Eulas Foster, Handelsminister unter Borden, kommentierte: „Der Albtraum ist vorbei.“
Alderson – erfolgreich, doch wenig bekannt
Sir Edwin Alfred Hervey Alderson KCB (* 8. April 1859 in Capel St. Mary, Suffolk; † 14. Dezember 1927 in Lowestoft) war ein britischer Offizier, zuletzt Lieutenant-General, der im Ersten Weltkrieg als erster Kommandant des Canadian Corps fungierte, bis er, nachdem er wegen hoher Verluste unter den ihm anvertrauten Truppen in die Kritik geraten war, 1916 durch Julian Byng abgelöst und auf den Posten des Generalinspekteurs abgeschoben wurde.
Postum wurde Aldersons Rolle und Leistung als Kommandant der CEF eher positiv bewertet, so etwa auch in seinem Eintrag im Dictionary of Canadian Biography, der seine gewissenhafte Pflichterfüllung und seine Beliebtheit bei der Truppe hervorhebt. Er selbst sah sich als das Opfer politischer Intrigen, allen voran durch Sam Hughes, die seine Karriere ruiniert hatten. Seine fast zweijährige Führung kanadischer Truppen ist dennoch in der kanadischen Bevölkerung weitgehend unbekannt und wird nach wie vor von den hocherfolgreichen Nachfolgern Julian Byng und Arthur Currie überstrahlt.
Byng – der Sieger von Vimy
Julian Hedworth George Byng, 1. Viscount Byng of Vimy, GCB, GCMG, MVO (* 11. September 1862 in Wrotham Park, Middlesex, England; † 6. Juni 1935 in Thorpe-le-Soken, Essex) war ein britischer Feldmarschall, Armeebefehlshaber im Ersten Weltkrieg und später Generalgouverneur von Kanada.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges übernahm er am 29. September 1914 das Kommando über die 3. Kavallerie-Division der Britischen Expeditionskorps in Frankreich. Am 19. April 1915 stieg er zum Lieutenant-General auf und übernahm als Nachfolger von Edmund Allenby den Befehl über das in Flandern stehende Kavalleriekorps. Im August 1915 löste er General Frederick Stopford während des missglückten Dardanellen-Feldzuges als Kommandanten des IX. Korps ab und überwachte im Januar 1916 die Einschiffung seiner Truppen aus der Meerenge nach Ägypten. Nach seiner Rückkehr an die Westfront übernahm er zunächst bis Mai 1916 das Kommando über das XVII. Korps und ab Juni 1916 über das Kanadische Armeekorps. Mit dem ihm unterstellten General Arthur Currie erwarb er im April 1917 großen Ruhm beim Sieg in der Schlacht bei Arras (vorbereitend für die Schlacht an der Aisne). Dieser historische Sieg beflügelte in Kanada den Nationalismus. Nach diesem Sieg kommandierte Byng die 3. Armee, mit der er bei der Schlacht von Cambrai den ersten Überraschungsangriff mit Panzern leitete, der als ein Wendepunkt in diesem Krieg angesehen wird.
Arthur Currie – der „Stosskorps-Leader“
Sir Arthur William Currie GCMG, KCB (* 5. Dezember 1875 in Napperton, Ontario; † 30. November 1933 in Montreal, Québec) war ein kanadischer Offizier, zuletzt General. Er war der erste Kanadier, der diesen Rang erreichte. Currie ist am bekanntesten als Kommandierender General des Kanadischen Korps im Ersten Weltkrieg.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Currie von Verteidigungsminister Sam Hughes ausgewählt, die 2. Infanterie-Brigade der Canadian Expeditionary Force zu führen. Seine Einheit wurde im September 1914 nach Übersee verschifft und stand im Frühjahr 1915 an der Front in Frankreich. Hier nahm sie an der Zweiten Flandernschlacht teil. Currie wurde bei der Bildung des Kanadischen Korps im September 1915 aufgrund seiner herausragenden Leistungen zum Generalmajor und Kommandeur der 1. Division ernannt. Diese kam nach längeren Perioden des Stellungskriegs in den späteren Phasen der Schlacht an der Somme zum Einsatz. Im April 1917 spielte Curries Division als Teil des Kanadischen Korps unter Julian Byng eine Hauptrolle bei der Erstürmung der Höhen von Vimy als Teil der Schlacht von Arras. Als Byng im Juni zum Oberbefehlshaber der britischen 3. Armee ernannt wurde, übernahm Currie von ihm die Führung des Kanadischen Korps im temporären Rang eines Generalleutnants. Seine erste eigenständige Operation in dieser Position war die „Schlacht um Hügel 70“ im Raum Lens im August 1917. Im Herbst 1917 kam sein Korps in der letzten Phase der Dritten Flandernschlacht beim Angriff auf das strategisch unbedeutende Dorf Passchendaele zum Einsatz. Das Kanadische Korps hatte in diesen Schlachten den Ruf eines „Stoßkorps“ der britischen Armee erworben und wurde demzufolge nach dem Ausklingen der deutschen Offensiven des Jahres 1918 auch in der Schlacht bei Amiens im August 1918 in dieser Rolle eingesetzt. Erneut zahlte sich dabei Curries methodische Planung aus. Während der folgenden Hunderttageoffensive durchbrach das Korps Anfang September zwischen Drocourt und Quéant die deutsche Wotanstellung, überwand Ende des Monats den Canal du Nord, nahm an der Befreiung von Cambrai und Valenciennes teil und befreite kurz vor dem Waffenstillstand das belgische Mons.
Nach seiner Rückkehr nach Kanada wurde Currie als erster kanadischer Offizier zum General befördert und Generalinspekteur der kanadischen Streitkräfte.
Der poetische Arzt im Lazarett von Essex Farm
John McCrae (* 30. November 1872 in Guelph, Kanada; † 28. Januar 1918 in Boulogne-sur-Mer, Frankreich) war ein kanadischer Dichter, Schriftsteller und Mediziner, der während des Ersten Weltkriegs als Sanitätsoffizier im medizinischen Korps der kanadischen Streitkräfte diente. McCrae wurde im englischsprachigen Raum durch sein Kriegsgedicht In Flanders Fields bekannt, das er aus Trauer über einen, während der Zweiten Flandernschlacht nach einem Gasangriff bei Ypern gefallenen Kameraden verfasst hatte.
McCrae verarbeitete seine Trauer in einem Gedicht über die Felder in Flandern, wo der rot blühende Klatschmohn (englisch: Poppy) an das vergossene Blut der Gefallenen erinnert und dennoch die Hoffnung nährt, dass das Leben weitergeht.In der englischsprachigen Welt wurde In Flanders Fields zum populärsten Gedicht über den Ersten Weltkrieg und die Mohnblüte zum Symbol für die Gefallenen.
In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses, row on row,
That mark our place; and in the sky
The larks, still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.
We are the dead. Short days ago
We lived, felt dawn, saw sunset glow,
Loved, and were loved, and now we lie
In Flanders fields.
Take up our quarrel with the foe:
To you from failing hands we throw
The torch; be yours to hold it high.
If ye break faith with us who die
We shall not sleep, though poppies grow
In Flanders fields.
Übersetzung
Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn
Zwischen den Kreuzen, Reihe um Reihe,
Die unseren Platz markieren; und am Himmel
Fliegen die Lerchen noch immer tapfer singend
Unten zwischen den Kanonen kaum gehört.
Wir sind die Toten. Vor wenigen Tagen noch
Lebten wir, fühlten den Morgen und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang,
Liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir
Auf Flanderns Feldern.
Nehmt auf unseren Streit mit dem Feind:
Aus sinkender Hand werfen wir Euch
Die Fackel zu, die Eure sei, sie hoch zu halten.
Brecht Ihr den Bund mit uns, die wir sterben
So werden wir nicht schlafen, obgleich Mohn wächst
Auf Flanderns Feldern
Die Symbolik der Poppies
Seit 1921 wird in den Staaten des Commonwealth of Nations jedes Jahr am 11. November der Remembrance Day gefeiert. Ursprünglich in Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, steckt man sich dort in den Tagen rund um dieses Datum eine Klatschmohnblüte, eine Poppy, aus Papier oder edlerem Material ans Revers. Die Poppies sind in der englischsprachigen Welt mittlerweile zum Symbol für die Gefallenen aller Kriege geworden – dank des Gedichts von John McCrae.
Der Lazarettarzt Lietenant Colonel John Mc Crae auf einer Aufnahme zu Beginn des Krieges (1914)
H.M. King Charles III, der nach wie vor formelle Oberbefehlshaber der kanadischen Streitkräfte am Remembrance-Day 2022.
Die australischen Streitkräfte
Australiens Militärverfassung basiert vor dem Krieg auf einer obligatorischen militärischen Ausbildung für alle Männer im Alter zwischen 18 und 25. Dabei besorgte eine kleine Truppe von Berufssoldaten die Verwaltungs- und Ausbildungsfunktionen für diese Bürgermiliz, und kleinere Kontingente der Artillerie- und Pioniertruppen versahen den Küstenschutz. Da das Wehrgesetz von 1903 die Verwendung australischer Truppen ausserhalb des Landes verbot, musste im August 1914 eine Freiwilligentruppe für den zeitlich unbeschränkten Überseeeinsatz gebildet werden. Die Königliche Australische Marine, die 1911 gebildet worden war, wurde für die Dauer des Krieges dem Kommando der britischen Admiralität unterstellt.
Die Australian Imperial Force (AIF) bestand zunächst aus einer Infanteriedivision und einer Brigade leichter Kavallerie, die Ende 1914 zur weiteren Ausbildung nach Ägypten in Marsch gesetzt worden waren. Diesen folgten weitere Infanterie- und Kavalleriebrigaden. Mitte 1915 wurde die australische 2. Division gebildet, die bei Gallipoli zum Einsatz kam. In gemischten Brigaden mit den Truppen der New Zealand Expeditionary Force zusammengefasst, bildeten beide Kontingente das Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC). Nach dem Rückzug von den Dardanellen Ende 1915 wurden die Australier wieder in Ägypten zusammengezogen, wo die AIF massiv aufgestockt und umfassend reorganisiert wurde. Die 2. Division blieb dabei geschlossen erhalten, da ihre Organisation noch nicht abgeschlossen war, doch die Brigaden der 1 Division wurden (zusammen mit der vierten Brigade) aufgeteilt und soweit verstärkt, dass sie nun vier zusätzliche Brigaden bildeten. Die neue 4. Division (4., 12, und 13. Brigade) und die 5. Division (8., 14. und 15. Brigade) setzten sich jetzt aus Veteranen und frischen Rekruten zusammen, während eine neue, 3. Division in Australien aufgestellt und im Juli 1916 nach Grossbritannien in Marsch gesetzt wurde. Die Australier wurden wieder mit der neuseeländischen 1. Division zusammengefasst, nun im I. und II. ANZAC-Korps. Die Kavalleriebrigade verblieb im Nahen Osten und wurde in das Desert Mounted Corps eingegliedert.
1916 wurde eine 6. Division in Planung genommen, doch auch hier vereitelten die Verluste von 1916/1917 ihre Aufstellung. Australien hielt über die gesamte Dauer des Krieges an der Freiwilligenarmee fest, zweimal wurde die Wehrpflicht in Volksbegehren abgelehnt. 1918 entwickelte sich deshalb die Ersatzfrage zum dringendsten Problem für die AIF, da inzwischen die Rekrutierungen weit hinter den Verlustzahlen zurückblieben. Vorschläge, die Kavalleriebrigade aus dem Nahen Osten abzuziehen und die Soldaten als Infanterieersatz aufzuteilen, wurden verworfen. Im Mai 1918 wurde eine Anzahl Bataillone aufgelöst, als das australische Korps die Stärke der Brigaden von vier auf drei Bataillone reduzierte; weitere Auflösungen folgten im September, was zu einiger Unruhe in der Truppe führte. Durch Freiwilligenwerbung allein war Australien also nicht in der Lage gewesen, seine sieben Divisionen (fünf in Frankreich, zwei im Nahen Osten) zu erhalten.
Das AIF wurde zunächst von Generalmajor William Throsby Bridges kommandiert, dem bisherigen Generalinspekteur der australischen Armee. Als er im Mai 1915 bei Gallipoli fiel, übernahm ein britischer Offizier, Generalleutnant Sir William Birdwood, das Oberkommando über die AIF, das er bis Kriegsende behielt. Er kommandiert 1916/1917 zudem das I. ANZAC-Korps sowie zwischen November 1917 und Mai 1918 das australische Korps, wurde dann aber in dieser Stellung durch einen Australier, Generalleutnant Sir John Monash, ersetzt. Kommandierender General des Desert Mounted Corps in Palästina wurde im Mai 1917 Generalleutnant Sir Harry Chauvel. Als Oberkommandierender der AIF widersetzte sich Birdwood allen Bestrebungen, die Kommando- und Stabsstellen stärker mit Australiern zu besetzen, doch musste er bei einer Reihe von Besetzungen dem Druck der australischen Regierung nachgeben. Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands standen über 95’000 Australier in Frankreich, weitere 17’000 im Nahen Osten.
King George V. und die Armeeführer der B.E.F., von links nach rechts: Sir William Birdwood (5. Armee), Sir Henry Rawlinson (4. Armee), Sir Herbert Plumer (2. Armee), King George V., Sir Douglas Haig (GOC), Sir Henry Horne (1. Armee) und Sir Julian Byng (3. Armee), November 1918
Die Marine
Grossbritanniens zweite Front verlief auf den Weltmeeren: Als der Krieg ausbrach, waren die britische Öffentlichkeit und die Politik (vorneweg der Aussenminister Sir Edward Grey) der Meinung, dass Grossbritanniens Rolle vornehmlich eine maritime sein werde.
Die Royal Navy dachte ganz sicher so und ging davon aus, dass die Seemacht entscheidend zum Sieg der Entente beitragen würde. Ohnehin war man bei der Marine von der Unvermeidbarkeit eines Krieges mit Deutschland überzeugt gewesen. Jahrelang hatte etwa Admiral Lord Charles Beresford seine Offiziere beim Frühstück mit den Worten begrüsst: «Nun meine Herren, wieder ein Tag näher am Krieg mit Deutschland».
Quelle: Abschrift des Artikels «Streitkräfte (Grossbritannien)» von James Bourne, (Übersetzung: Markus Pöhlmann) in Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Herausgeber: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz, S. 884- 891, Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2003.
Unter Führung des dynamischen Admirals John Fisher (First Sea Lord 1904-1910) hatte die Navy mit der Entwicklung der Dreadnoughts den Kriegsschiffbau revolutioniert und einen Rüstungswettlauf mit dem Deutschen Reich provoziert, den die Briten nach Meinung aller bis 1912 für sich entschieden hatten. Fisher wusste genau, wie er diese mächtige Waffe zum Einsatz bringen wollte: Ständiger Druck sollte das Kalkül seiner Strategie bilden. Die Seeblockade sollte dazu dienen, die Deutschen entweder wirtschaftlich zusammenbrechen zu lassen oder – was wahrscheinlicher schien – sie zu zwingen, in der Nordsee die Entscheidung gegen die Briten zu suchen. Fishers moderne Flotte aus Grosskampfschiffen unter der Führung seines Protegés Admiral John Jellicoe würde dann die deutsche Flotte in einer Vernichtungsschlacht zerschlagen, einem neuen Trafalgar. Dieser Sieg würde die entscheidende Wende im Krieg bringen, er sollte Neutralen wie Feinden gleichermassen die Allmacht der britischen Flotte vor Augen führen. Er würde eine noch schärfere Blockade ermöglichen und vielleicht sogar den Weg für die Landung einer britischen – oder besser noch: einer russischen – Armee an der pommerschen Küste frei machen. Doch die Dinge entwickelten sich anders als von Fisher geplant.
Auf den Weltmeeren wurden zwar die deutschen Kreuzer gejagt und die Schiffe der Handelsmarine aufgebracht, aber die Blockade Deutschlands musst aus Rücksicht auf die Neutralen, namentlich die USA, als Fernblockade im eisigen Dreieck zwischen Grossbritannien, Grönland und Island durchgeführt werden. Deutschland zeigte keinerlei Anzeichen für einen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Das Ausweichen des deutschen Schlachtkreuzers Goeben und des kleinen Kreuzers Breslau in türkische Hoheitsgewässer und die Beschiessung der britischen Küste durch deutsche Kriegsschiffe waren für die Royal Navy in dieser ersten Kriegsphase herbe Verluste. Auch die Bedrohung der Seeüberlegenheit durch die U-Boote führte bei höheren Seeoffizieren zu einiger Unruhe. Am meisten aber war es die offensichtliche Zurückhaltung des Kaisers, seine Flotte in einem Grosskampf mit den Briten zu riskieren, die zu Frustration führte und die unangenehme Frage aufkommen liess, wofür die Navy dann eigentlich gut sei.
Fisher aber hatte keinen Zweifel, dass der Tag, für den so lange geplant und von dem er so lange geträumt hatte, kommen würde. Als dieser Tag am 31. Mai 1916 kam, gelang es Jellicoe nicht, den erwarteten grossen Schlag gegen die deutsche Flotte zu führen. Trotz höchsten seemännischen und taktischen Könnens machten ihm die Qualitäten und das Glück seines Gegners, das Versagen mehrerer untergebener Führer und die schlechtere Konstruktion seiner Schiffe einen Strich durch die Rechnung. Die Schlacht am Skagerrak (engl: Battle of Jutland) war für das Überlegenheitsgefühl der Royal Navy ein schwerer Schlag – einer, von dem sie sich vielleicht nie mehr erholt hat.
Danach geriet der Seekrieg zu einem erbitterten Kampf gegen die U-Boote, der Grossbritannien im April 1917 bis an den Rand einer landesweiten Hungersnot brachte. Der just in diesem Moment erfolgte Kriegseintritt der USA trug viel dazu bei, die britische Seeherrschaft im Nordatlantik wieder herzustellen. Trotz Niederlagen und Enttäuschungen besteht kein Zweifel, dass diese Fähigkeit, den weltweiten Zugang zu Nahrungsmitteln und Waffen offen zu halten und sichere Passagen für die Verlegung britischer Truppen an die verschiedenen Fronten zu garantieren, letztlich eine kriegsentscheidende Waffe war.
HMS Agamemnon der Lord Nelson-Klasse. Das 135 Meter lange Schiff, bewaffnet mit 46 grosskalibrigen Geschützen und fünf Torbedorohren wurden zunächst in der Home-Fleet (Kanalküste) und dann im Rahmen der Dardanellenkämpfe eingesetzt. Die Besatzung umfasste rund 800 Mann.
HMS E18 war ein Unterseeboot der Klasse E der Royal Navy, das im Ersten Weltkrieg in der Ostsee eingesetzt wurde und im Mai 1916 in den Küstengewässern des Ostseegouvernements Estland des zaristischen Russlands sank.
HMS Ark Royal war ein Flugzeugmutterschiff der Royal Navy. Das 1913 eigentlich als Frachter begonnene Schiff wurde 1914 als Träger für Wasserflugzeuge fertiggestellt.
Die Luftstreitkräfte
Im Mai 1890 wurde die Ballon-Einheit der Royal Engineers gegründet. In Eastchurch in der Grafschaft Kent eröffnete die britische Marine im Dezember 1911 eine Flugschule.
Auf Grund einer königlichen Anordnung gründete das britische Militär am 13. April 1912 das Royal Flying Corps, kurz RFC. Zum RFC gehörte eine Armee-, eine Marine- und eine Reserveeinheit, eine zentrale Flugschule in Upavon, Wiltshire, und die königlichen Flugzeugwerke in Farnborough.
Am 13. Mai 1912 wurde die Ballon-Einheit der Royal Engineers dem RFC unterstellt.
Das Motto des RFC lautete Per Ardua ad Astra (Durch Schwierigkeiten zu den Sternen).
Am 5. Juli 1912 ereignete sich der erste tödliche Unfall des RFC, als in der Nähe von Stonehenge eine Doppelsitzermaschine abstürzte und beide Insassen dabei ums Leben kamen.
Der später danach ausgegebene Befehl „Flying will continue this evening as usual“ wurde anschliessend zur Tradition.
Im August wurde in Larkhill, Wiltshire, ein Wettbewerb durchgeführt, um das beste Flugzeug für die Belange des RFC zu ermitteln. Der Doppeldecker Bristol Tractor ging dabei als Gewinner hervor.
Das erste Manöver unter Einbeziehung von 24 Armeeflugzeugen fand im September in East Anglia statt.
Am Ende des Jahres 1912 unterstanden dem Royal Flying Corps bereits 12 bemannte Ballons und 36 Doppeldecker-Kampfflugzeuge.
Entwicklung während des Krieges
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war das RFC hauptsächlich für den Einsatz bemannter Aufklärungsballons für die Artillerie an der Westfront verantwortlich.
Die meisten Kampfeinsätze flog zu dieser Zeit die französische Luftwaffe, die zahlenmässig den Briten an Flugzeugen weit überlegen war.
Doch unter der starken Führung von Generalmajor Hugh Trenchard, der das Kommando in Frankreich am 19. August 1915 übernahm, steigerte das RFC seine Aktivitäten und errang unter schweren Verlusten zunehmend Kampferfolge. 1916 starben über 700 Mann, es war die höchste Rate während des Krieges.
Noch vor der Ankunft des RFC in Frankreich gab es die ersten Kriegsopfer: eine überladene Maschine, die sich bei Dover der Hauptflotte anschliessen wollte, stürzte ab. Beide Flieger starben. Einer von ihnen war Lieutenant Robert R. Skene, der erste Brite, der einen Looping mit einem Flugzeug geflogen hatte.
Kurz darauf überquerte das RFC mit 60 Flugzeugen der Staffeln 2, 3, 4 und 5 den Ärmelkanal.
Der erste britische Verwundete bei einem militärischen Flugeinsatz war Sergeant Major Jillings, der bei einem Aufklärungsflug über den deutschen Linien am 22. August 1914 von einem Gewehrschuss ins Bein getroffen wurde.
Am 25. August 1914 gelang der erste Erfolg im Luftkampf, bei dem eine deutsche Maschine vom Typ Etrich Taube zur Landung gezwungen wurde. Der Pilot konnte bis in einen nahen Wald verfolgt werden.
Zu Kriegsbeginn waren die britischen Flugzeuge mit dem Union Jack markiert, was zu häufigem Friendly fire führte, da britische Bodentruppen das Kreuz aus der Entfernung mit dem Kreuz auf deutschen Flugzeugen verwechselten und auf die Maschinen feuerten. Daher übernahm das RFC die runde Flugzeugkokarde der französischen Flugzeuge mit einer geänderten Farbfolge.
Schon früh experimentierten die Briten mit Funkgeräten in den Flugzeugen, da die Nachrichtenübermittlung vom Flugzeug zum Boden bisher nur mittels abgeworfener und eingesammelter Zettel funktionierte. So gaben die Piloten beispielsweise Korrekturen für den Artilleriebeschuss oder die Lage feindlicher Truppen bekannt. Die eingesetzten Geräte wogen allerdings zu viel und belegten im Flugzeug den Platz des zweiten Mannes. Zudem konnten die Geräte im Flugzeug nur senden, aber nicht empfangen. Rücksprache der Bodenstellen mit dem Piloten war also nicht möglich.
Der grosse Durchbruch war jedoch die Aufklärung der Lücke zwischen den deutschen Armeen. Dies ermöglichte es, den deutschen Vormarsch in der Marneschlacht zu stoppen.
Auch die Bedeutung von Luftaufnahmen wurde schnell erkannt und schon im September 1914 fotografierte die Besatzung eines britischen RFC-Aufklärers an der Aisne die feindlichen Stellungen. Die Aufnahmen wurden am Boden in einer fahrbaren Dunkelkammer entwickelt. Die Technik ermöglichte auch eine hohe Trefferquote bei der Bombardierung feindlicher Eisenbahnstrecken und von Kommandostellen während der britischen Offensive bei Neuve-Chapelle am 10. März 1915. Die Karten für die Piloten basierten auf vorher getätigten Luftaufnahmen.
Eine weitere wichtige Aufgabe des RFC war das Absetzen von Spionen hinter den feindlichen Linien. Die erste Aktion dieser Art misslang am 13. September 1915, weil die Maschine abstürzte und der Pilot wie auch der abzusetzende Spion schwer verwundet in deutsche Gefangenschaft gerieten.
Zu Beginn der Schlacht an der Somme, Mitte 1916, verfügte das RFC über 421 Flugzeuge und vier Fesselballon-Staffeln mit 14 Ballons. Zum ersten Mal wurde die Sopwith 1 ½ Strutter eingesetzt, die ein eingebautes Maschinengewehr besass, das mit dem Propeller synchronisiert war.
Als Zusammenschluss der Kommandos für Makedonien, Mesopotamien, Palästina und Deutsch-Ostafrika wurde am 15. Juli 1916 die Brigade Mittlerer-Osten unter Führung von Brigadegeneral W.G.H. Salmond gegründet.
Im März 1917 erreichte die einhundertste Staffel die Front. Dabei handelte es sich um die erste Nachtbombereinheit.
Während der Schlacht von Cambrai, Ende November 1917, warfen britische Maschinen Bomben auf feindliche Stellungen, um gegen Panzer gerichtete Geschütze auszuschalten.
Am 1. April 1918 wurde die Royal Air Force als Zusammenschluss aus RFC und RNAS gegründet.
Organisation
Die grundlegende Einheit des Royal Flying Corps war die Staffel (engl. Squadron), bestehend aus mehreren Schwärmen (engl. Flight). Eine Staffel wurde gewöhnlich von einem Major befehligt, ein Flight von einem Captain. Bei Kriegsbeginn verfügte das RFC über sieben Staffeln, zum Zeitpunkt der Gründung der RAF im April 1918 waren es über 150.
Die Vermehrung der Staffeln führte Ende November 1914 zur Einführung von Wings (deutsches Äquivalent: Gruppe) als Zusammenfassung mehrerer Staffeln. Es wurden zunächst zwei Wings gebildet, No. 1 in Merville und No. 2 in Saint-Omer. Mit der Teilung der British Expeditionary Force in zwei Armeen wenig später wurde jeder Armee ein Wing zugeordnet.
Im Laufe der Zeit rückte man von der Idee ab, dass alle Staffeln dieselben Funktionen ausüben sollten und ging zu einer Spezialisierung über. Im Januar 1916 wurde entschieden, jeder Armee zwei Wings zuzuteilen, ein Corps Wing zur Unterstützung der Bodentruppen und ein Army Wing zur Verfügung des Armeeoberbefehlshabers mit Aufgaben wie Fernaufklärung, Luftkampf und Bombenangriffen.
Corps und Army Wing wurden zu einer Brigade zusammengefasst, der ausserdem eine Ballonsektion und ein Flugzeugpark unterstanden. Für den Einsatz an der Westfront wurden bis zur Gründung der RAF insgesamt acht Brigaden (nummeriert mit römischen Zahlen) aufgestellt (unter der RAF noch drei weitere), ferner zwei für den Kriegsschauplatz im Nahen Osten (Middle East Brigade und Palestine Brigade) sowie eine Training Brigade.
Im August 1914 wurden die 2. und 4. Squa ausschlieslich mit der B.E.2a ausgerüstet, und der Typ leistete in den ersten Kriegsmonaten völlig zufriedenstellende Dienste. Eine B.E.2a, entweder mit der Seriennummer 471 oder 327, war das erste RFC-Flugzeug, das am 13. August in Frankreich landete, und es war eine B.E.2a, die zusammen mit einer Bleriot XI am 19. August den ersten Aufklärungsflug unternahm.
Im Laufe des Jahres 1914 war eine zentrale Flugschule in Indien geplant, doch der Ausbruch des Krieges machte die Idee zunichte. Dennoch befanden sich im August 1914 zwei für diese Schule vorgesehene B.E.8 in Farnborough, von denen eine auf dem obenstehenden Foto zu sehen ist. Dieses Flugzeug, das eine frühe und grobe Form der Tarnung trug, verließ Farnborough am 11. August und befand sich am 14. August auf dem Flugzeugpark in Amiens. Zwei Tage später stürzte das Flugzeug ab, wobei seine Besatzung ums Leben kam. Die RFC nutzte das als „Bloater“ bekannte Muster in der Folgezeit kaum noch.
Das einzige andere britische Flugzeug, das die RFC nach Frankreich begleitete, war die Avro 504, ein Flugzeug, das 1913 in Hendon ein sensationelles Debüt gegeben hatte, wo es eine unglaubliche Geschwindigkeit an den Tag legte. Die RFC bestellte im April 1914 zwölf Flugzeuge, von denen drei bis zur Kriegserklärung zur 5 Squadron kamen. Die Avro 504, Seriennummer 390, hatte das Pech, am 22. August abgeschossen und erbeutet zu werden. Dieser Vorfall gab den Deutschen den ersten Hinweis darauf, dass die britischen Streitkräfte irgendwo vor ihnen standen.
Die „Feldherrenköpfe“
In seiner 230 Seiten umfassenden Darstellung „Feldherrnköpfe 1914-1918“ veröffentlichte Hermann Karl 1932 und dem Pseudony Arminius 17 „Charakterbilder“ von prägenden – mehr oder weniger glücklich agierenden – Verantwortungsträger an der Spitze der Streitkräfte, die im kriegerischen Umfeld einschneidende Entscheide zu treffen hatten. Seine Charakterisierung der beiden Briten Wilson und Haig werden in kürzest möglicher Form übernommen; ergänzt wird dieser Artikel durch die Aufführung weiterer, aus militärischer Sicht heute zusätzlich prägende Köpfe.
Wilson – der Diplomat
Feldmarschall Sir Henry Huges Wilson, 1. Baronet GCB DSO, (*1864, – †1922). Bis Kriegsbeginn Chef der Operationskazlei des „Imperial-General-Staff“, dann bis Januar 1915 Sous-Chef des Generalstabes des britischen Westfrontheeres, dann „Chief-Liason-Officer“ beim französischen Hauptquartier in Frankreich bis Februar 1916. Dann Führer eines Korps an der Westfront bis September 1916, dann Chef der britschen Mission für Russland bis Januar 1917. Vom 27. Februar bis 17. Mai britischer Verbindungsgeneral und Stabschef des französischen „General-en-Chef“ Nivelle, dem auch die Leitung der britschen Operationen obliegt. Dann wieder „Chief-Liasons-Officer“ bis November 1917. Vom 7. November 1917 bis 2. Februar 1918, britischer Vertreter im Obersten Kriegsrat der Alliierten. Ab dann bis Kriegsende Chef des „Imperial-General-Staff“.
Haig – der Bulle
Feldmarschall Douglas Haig, 1. Earl Haig, (*1861, † 1928). Zu Kriegsbeginn Führer des 1. Englischen Korps an der Westfront, ab Januar 1915 bis Dezember Führer der dort eingesetzten 1. Englischen Armee. Vom 27. Dezember bis Kriegsende „Commander-in-Chief“ des britischen Heeres in Belgien und Frankreich.Haig ist bis heute umstritten. Ihm wird vorgeworfen, durch eine zu konservative Truppenführung unter weitgehender Nichtbeachtung der Fortschritte in der Militärtechnik enorme und unnötige Verluste verschuldet zu haben. Ferner wird ihm vorgeworfen, die Wirkung einzelner Waffensysteme falsch eingeschätzt zu haben: Als gelernter Kavallerist war er überzeugt, dass sich feindliche Maschinengewehrstellungen am besten durch schneidige, frontale Reiterangriffe ausschalten ließen, zumal eine Kugel „ein Pferd kaum aufzuhalten vermag“,[2] und befahl daher häufig Frontalattacken, sowohl durch Kavallerie als auch durch Infanterie. Dabei unterschätzte er lange Zeit die Effizienz der modernen Defensivwaffen. Für fragwürdig geringe Erfolge nahm er hohe Verluste seiner Truppen in Kauf. Nachdem die britische Armee an den ersten beiden Tagen der Sommeschlacht 1916 die höchsten Verluste in ihrer Geschichte erlitten hatte, erhielt er den Beinamen „Butcher (Metzger) of the Somme“
Jellico – der Protegé
Admiral John Rushworth Jellicoe, 1. Earl Jellicoe, OM, GCB, GCVO, (* 1859 – † 1935). Unter First Sealord John Arbuthnot Fisher war Jellicoe der Direktor für Marinerüstung (1905–1907) und danach Marineinspekteur (1908–1910). Er setzte sich stark dafür ein, Gelder bereitzustellen, um die Marine zu modernisieren, wobei er Neuentwicklungen wie Dreadnoughts und Unterseeboote unterstützte. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er zum Befehlshaber der Grand Fleet bestellt. In der Skagerrakschlacht 1916 war er somit ihr Befehlshaber. Sein Umgang mit der Flotte während der Schlacht ist umstritten, einige Historiker beschreiben Jellicoes Taktik als zu vorsichtig, während andere ihm keine wesentlichen Fehler unterstellen. Jellicoe wurde vorgeworfen, die deutsche Hochseeflotte nicht verfolgt zu haben, um ihr einen finalen Schlag zu versetzen. Allerdings war das Risiko durch deutsche Torpedoangriffe gegeben, weshalb er von einem erneuten Angriff Abstand nahm, um die britische Flotte zu schonen.[8] In der Heimat zeigte sich die britische Öffentlichkeit enttäuscht, dass die Royal Navy, nicht wie bei der Schlacht von Trafalgar, als eindeutiger Sieger hervorging. 1916 wurde er zum Ersten Seelord ernannt und wechselte von seinem Frontkommando an den Schreibtisch. 1918 wurde er zum Viscount ernannt und am 3. April 1919 zum Admiral of the Fleet (Grossadmiral) befördert. Jellicoe war von September 1920 bis November 1924 Generalgouverneur von Neuseeland. Bei seiner Rückkehr nach Großbritannien wurde er 1925 zum Earl ernannt. Jellicoe war ein intelligenter und hingebungsvoller Offizier. Bei seinen Mannschaften war er sehr beliebt, da er sich für ihr Wohlergehen und ihre Moral einsetzte. Er war jedoch auch ein Mikromanager, der sich um noch die kleinsten Details selber kümmerte, was ihn bisweilen an den Rand der völligen Erschöpfung brachte. Sein Einsatz der Flotte in der Skagerrakschlacht zeigten sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen als Führer auf.
Trenchard – Vater der Royal Air Force
Hugh Montague Trenchard, 1. Viscount Trenchard, GCB, OM, GCVO, DSO (*1873 – † 1956) war ein britischer Offizier, der die Royal Air Force federführend mitbegründete und im Ersten Weltkrieg als erster Chief of the Air Staff führte. In diesen Funktionen stieg er zum Marshal of the Royal Air Force auf und erwarb sich den Ruf als Father of the RAF (dt.: „Vater der Royal Air Force“). Trenchard gilt als Verfechter der strategischen Bombardements, dessen Ziel nicht Truppen, sondern die Infrastruktur des Gegners sein sollte. Wegen seiner überlauten Stimme erhielt er den Spitznamen Boom (Dröhnen, Donnern) Kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Trenchard an die Westfront versetzt, um dort das Kommando über den aus zwei Staffeln bestehenden No. 1 Wing RAF zu übernehmen, die das IV Corps der British Army und das Indian Corps der British Indian Army unterstützen sollten. Trenchard wurde im Juni 1915 zum Brevet-Colonel und im August 1915 zum temporären Brigadier-General befördert sowie als Nachfolger David Hendersons zum Kommandeur aller Verbände des Royal Flying Corps an der Westfront ernannt. Im März 1916 wurde er zum temporären und im Januar 1917 zum regulären Major-General befördert. 1917 kehrte er nach Grossbritannien zurück, um dort die Flugausbildung neu zu organisieren. Im Januar 1918 wurde er als Knight Commander des Order of the Bath geadelt. Als im Januar 1918 das Air Council eingerichtet wurde, wurde Trenchard das Amt des Chief of the Air Staff übertragen, er war damit Oberkommandierender der britischen Luftwaffe. Mit seiner Hilfe gelang die Fusion des Royal Flying Corps und des Royal Naval Air Service zur Royal Air Force. Nach einem Streit mit dem Minister der Luftwaffe, Harold Harmsworth, trat er jedoch von seiner Position zurück, zwei Wochen bevor die Royal Air Force im April 1918 offiziell gebildet werden sollte. Trenchard nahm seine aktive Laufbahn wieder auf und organisierte als Kommandeur der Independent Force heftige Bombardements gegnerischer Eisenbahnen, Flugplätze und Industriezentren in der letzten Phase des Ersten Weltkriegs.
Der exemplarische Autor
In der Zeit des Ersten Weltkrieges gab es eine recht grosse Anzahl von britischen Poeten. Allen voran stehen Siegfried Sassoon und Wilfried Owen.
Beiden ist im bedrückend schönen Buch von Pat Barker (Regeneration, 1991) ein Denkmal gesetzt.
Eine Anthologie der britischen Dichter findet sich in The Penguin Book of First World War Poetry, ed. By Jon Silkin. Keine Weihnachtslektüre, aber vielleicht für den nächsten 11. November, den Tag des Waffenstillstands an der Westfront.
Der bekannteste britische (walisische) Erst Weltkrieg-Autor ist wohl Robert Graves. Seine Kriegserlebnisse hat er in Good-Bye to All That verarbeitet.
Er widmet einen großen Teil des Buches seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg, in dem er detailliert den Grabenkrieg und insbesondere den Unsinn der Schlacht von Loos beschreibt. Bei dieser Schlacht an der Westfront kam 1915 zum ersten Mal auf britischer Seite Giftgas zum Einsatz.
Graves war durch seine Kriegserfahrungen traumatisiert. Nachdem er verwundet worden war, musste er während einer Zugfahrt fünf Tage mit schmutzigen und nicht gewechselten Bandagen auskommen. Das Telefon im Graben verängstigte ihn so sehr, dass er sich dieser Technologie nie mehr anvertraute. Auch erlitt er einmal einen elektrischen Schock, weil die Leitung vom Blitz getroffen wurde. Nach seiner Rückkehr nach Hause wurde er nach eigener Aussage von Geistern und Alpträumen verfolgt. Seine Geliebte, die amerikanische Dichterin Laura Riding, preist er als „spirituelle und intellektuelle Geburtshelferin“ seines Werkes, welches ihn berühmt gemacht hat.
Mit seiner Darstellung Lawrence and the Arabs. (1927) thematisierte er in einem früheren Werk die Rolle der britischen Streitkräfte im Nahen Osten, unmittelbar nachdem Thomas Edward Lawrence seinen Kriegsbericht zu dem, von ihm organisierten arabischen Aufstand gegen das Osmanische Reich in den Jahren 1917/1918 schildert und unter dem Titel „Die sieben Säulen der Weisheit“ veröffentlichte.
Auch seine beiden Gedichtbände (Over the Brazier und Fairies and Fusiliers) thematisieren die Weltkriegserlebnisse des später sehr prominenten und oft exzentrischen Dichters, der seinen Lebensabend auf Malorca verbrachte.