Als Napoleons Ägyptenfeldzug oder Ägyptische Expedition wird die militärische Unternehmung der Franzosen unter dem Kommando Napoleon Bonapartes in Ägypten in den Jahren von 1798 bis 1801 bezeichnet.
Die vom Direktorium vorgegebenen Ziele der Expedition waren: aus Ägypten eine französische Provinz zu machen, die britische Vormachtstellung im Mittelmeerraum zu beenden und im levantinischen Handel Frankreich eine herrschende Rolle zu sichern. Ägypten gehörte zum Osmanischen Reich, die Macht aber übten seit dem 17. Jahrhundert die Beys der Mameluken aus.
Am 9. Juni traf die Flotte vor Malta ein. Tags darauf wurden französische Soldaten auf die Insel entsandt. Der Malteserorden unternahm keine Anstrengungen, gegen ein christliches Heer zu kämpfen. Am 11. Juni wurde an Bord der L’Orient das Kapitulationspapier unterschrieben. Die Flotte segelte danach weiter nach Ägypten und landete mit der gesamten Streitmacht bei Abukir. Am 2. Juli 1798 wurde Alexandria eingenommen. In der Schlacht bei den Pyramiden am 21. Juli 1798 etwas südlich von Gizeh wurde das osmanisch-ägyptische Heer zusammen mit einer Mamluken-Eliteeinheit unter Mourad Bey und Ibrahim Bey, insgesamt rund 5’000 Mann (zuzüglich 12’000 Dienern bzw. Waffenträgern), vernichtend in die Flucht geschlagen. Danach wurden Kairo und ganz Ägypten besetzt.
Napoléon erklärte in zwei Proklamationen an die Ägypter und an die Einwohner von Kairo, das Ziel der französischen Invasion sei die Befreiung des Landes von der Sklaverei und Ausbeutung der „Sippschaft“ (race) der Mamluken und ihrer selbstherrlichen Beys sei. Die Einwohner, ihre Familien, ihre Häuser und Eigentum würden geschützt. Ihre Lebensgewohnheiten, ihre Religion würden geachtet und zur Selbstverwaltung würden Dīwāne eingerichtet, besetzt mit einheimischen Würdenträgern.
Bereits am 1./2. August 1798 wurde die vor der ägyptischen Küste liegende französische Flotte von den Briten unter Admiral Nelson in der Seeschlacht bei Abukir vollständig vernichtet, so dass ein Rücktransport unmöglich und die Verbindung mit Frankreich unterbrochen waren. Napoleon ließ einen Aufstand in Kairo am 22. und 23. Oktober 1798 niederschlagen. Jean-Joseph Ader schrieb von 3000 Getöteten (bei 300 Toten auf französischer Seite) und sechs Hingerichteten.
Außenminister Talleyrand war unterdessen nicht, wie abgesprochen, nach Konstantinopel zur Hohen Pforte gereist, um ihr zu versichern, dass die Expedition nicht gegen das Osmanische Reich gerichtet sei. Unter britischem und russischem Druck erklärte das Osmanische Reich (damals unter Sultan Selim III.) schließlich doch Frankreich den Krieg.
Das Direktorium in Paris rechnete inzwischen mit einer Niederlage Bonapartes. Es wurde ihm überlassen, sich gegen Konstantinopel zu wenden, um eine Teilung des Osmanischen Reiches zu betreiben oder seine Stellungen in Ägypten zu behaupten. In jedem Falle erwarte man von ihm Maßnahmen und ruhmreiche Resultate.
Im Februar 1799 führte Napoleon mit 14’000 Mann einen Feldzug nach Syrien zur Verteidigung der Eroberung Ägyptens gegen ein sich formierendes osmanische Heer. Die anfänglichen Erfolge bei der Belagerung von al-Arisch, in Gaza, Hebron, Jaffa und am Berg Tabor endeten vor der Stadt Akkon, die Napoléon vom 20. März bis 21. Mai 1799 erfolglos belagerte.
Ein besonders dunkles Kapitel des Ägyptenfeldzugs war die Belagerung von Jaffa. Nach einer britischen Beschreibung ließ Bonaparte dort, neben 3’000 Mann der Festungsverteidiger, 1’400 weitere Gefangene exekutieren, die er zuvor bei al-Arisch gefangen genommen und freigelassen hatte, mit der Auflage, nicht mehr gegen die Franzosen zu kämpfen. Die Wut der Franzosen auf die Verteidiger von Jaffa war auch durch die Ermordung eines Parlamentärs aufgestachelt worden, dessen abgeschlagenen Kopf man aufgespießt auf der Festungsmauer den Franzosen präsentierte.
Napoleon musste sich schließlich – auch wegen hoher Verluste in den Kämpfen, wegen Beulenpest und wegen der Hitze – nach Ägypten zurückziehen, wo er aber am 25. Juli 1799 die Osmanen in der Schlacht bei Abukir vernichtend schlug.
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Da sich die Lage für Frankreich innenpolitisch durch die Misswirtschaft der Regierung und militärisch durch die Konfrontation mit der Zweiten Koalition dramatisch verschlechtert hatte und Österreich begann, seine italienischen Eroberungen und Republikgründungen wieder zunichtezumachen, kehrte Napoleon am 23. August 1799 unaufgefordert und mit vorgeschobenen Begründungen (seine Kritiker bezeichneten es als Desertion) nach Frankreich zurück. Er verließ seine Armee, ohne sie in einem Tagesbefehl darüber zu informieren, und übertrug das Oberkommando in Ägypten seinem dienstältesten General Kléber.
Kléber handelte mit den Osmanen den freien Abzug aus Ägypten aus. Als Großbritannien aber die bedingungslose Kapitulation forderte, wurde der Krieg fortgesetzt. Kléber schlug die Osmanen am 20. März 1800 bei Heliopolis vernichtend, besetzte Kairo nach Niederschlagung eines erneuten Aufruhrs wieder und bestrafte es mit einer hohen Kontribution. Kléber wurde am 14. Juni 1800 in Kairo von einem Muslim ermordet. Sein Nachfolger wurde Menou.
Am 8. März 1801 landeten 17’000 Mann britische Truppen unter dem Kommando der Generäle Abercrombie und Hutchinson bei Abukir. Das osmanische Heer unter Yussuf Pascha zählte mehr als 20’000 Krieger, darunter 6’000 Albaner und Janitscharen. Die französischen Truppen, die mehrere Städte und Festungen besetzt hielten, sollen 16’000 Mann stark gewesen sein. Am 21. März verloren sie bei Alexandria eine erste Schlacht, die Stadt selbst wurde eingeschlossen. Am 9. Mai fiel Ramanja, am 27. Juni kapitulierte Kairo und am 31. August Alexandria. Die französischen Truppen mussten Ägypten verlassen, konnten aber ihre Ausrüstungen mitnehmen. Die wissenschaftlichen Begleiter der Expedition sollten ihre Unterlagen und Aufzeichnungen abgeben. Sie protestierten heftig und drohten damit, diese eher ins Meer zu werfen als sie den Engländern zu übergeben. Schließlich durften sie sie behalten.
Auf britischen Schiffen wurden die Franzosen nach Frankreich zurückgebracht. Die Regierungen beider Länder nahmen Verhandlungen auf; im März 1802 wurde der Friede von Amiens unterzeichnet.
Die Expedition startete mit fast 30’000 Mann – fast 20’000 von ihnen starben, darunter die Generäle Kléber, Caffarelli du Falga, Bon und der Admiral Brueys. Frankreich verlor einen Großteil seiner Mittelmeerflotte, 11 Linienschiffen und 2 Fregatten sowie große Mengen an Waffen und Ausrüstung.